Volltext: Briefe

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unterhält, solange er da ist, weiht, und wenn er fort ist, nach 
und nach des fröhlichen Gesellschafters vergißt. Verzeihe mir 
- anfangs glaubte ich fast,die mit EuchMädchen in den langen 
Ferien geschloffene Freundschaft, die so enge zusammengezogen 
wurde, daß Ihr uns das brüderliche Du erlaubtet, würde nichts 
weiter fein, als das momentane Aufwallen eines fröhlichen 
Augenblickes, wo das jugendliche Gemüt von dem allgemeinen 
Vergnügen hingerissen, sich zu etwas verpflichtet, was doch, 
wenn die Zeit so nach und nach ihre Schleier darüber legt, zu 
letzt so verhüllet wird, daß es schwacher und schwächer durch 
schimmert, - und endlich ganz aus dem Bewußtsein sinkt. Es 
würde mich sehr schmerzen, wenn die gegenseitige Zuneigung 
in unserem Zirkel, die sich auf Offenheit und Vertrauen im 
Umgänge gründet, diesen Gang alles Menschlichen nehmen 
müßte, obwohl Liebe und Vertrauen als Kinder des Geistes 
gleich ihrem Vater unabhängig von dem Gesetze der Sinnen 
welt und des Vergänglichen unsterblich sein sollen, und ewig! 
Zürne nicht, wenn ich noch zweifle, ob nicht der Geist des Flüch 
tigen doch einmal unsere Freundschaft anhauchen werde! - Ich 
fürchte mich schon auf die Zeit, wo das so schöne brüderliche 
Band sich allmählich lösen wird, und wo der Jugendzeit, der 
Zeit unbefangenen freudigen Liebens, als eines schönen Trau 
mes gedacht werden wird, der der gemeinen Wirklichkeit Platz 
machen mußte. Und so wird man von Tag zu Tag ärmer, wie 
sich eine Jugendfreundschaft nach der andern von dem Herzen 
ablöset; denn nur der ist reich, der geliebt wird und lieben darf. 
Dann habe ich nichts mehr auf der Welt, wenn ich nicht einen
	        
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