Volltext: Briefe

Wege ist er gegangen, an jener Stelle ist er gesessen, erfüllt mich 
mit Ehrfurcht und mit einer Art Wehmut; denn das alles ist 
jetzt vorüber; nur die Werke dieses Mannes stehen noch wie ein 
Berg da, und der Berg wird immer größer. Morgen werde ich 
ein lebendiges Denkmal Goethes besuchen, den zweiundneunzig- 
jährigen Archivrat Kästner, den Sohn von Goethes Lotte (Weh 
lar). Er besitzt viele Handschriften Goethes, nämlich Briefe an 
seine Eltern, Albert und Lotte Kästner usw. Vielleicht hat er 
etwas hier. Ich habe noch ein Papier gesehen, auf dem Goethes 
Hand geruht hat, und auf das er Buchstaben geschrieben hat. 
Man sindet in Karlsbad viele „Ruhe" und „Sitz" und „Pro 
menade" von Prinzen und Machthaber und dergleichen. Nun, 
insoferne diese Leute weit mehr Mittel zum Guten haben und 
sie gebrauchen, ist alles in Ordnung, aber daß man hier auch 
die feiert, die bloß einen Rang haben oder ein gut Stück Geld 
hier lassen und daß man die Denkmale an Goethes, Schillers, 
Beethovens Aufenthalt in Karlsbad vergeblich sucht und er 
forschen will (selber haben sich solche Leute keines gesetzt), ist 
nicht in der Ordnung. Wann wird denn einmal die Menschheit 
sich in ihrer Größe und in ihren Fehlern zu erkennen anfangen! 
Ganz besonders schöne Sammlungen von Närrinnen hat der 
liebe Gott hieher gesandt. Sie gehen behüllt und behängt mit 
allerlei auf der alten Wiese und sonst herum und verfehlen ihres 
Zweckes, des Bewundertwerdens; denn die an dergleichen Din 
gen auch Freude haben, beneiden sie höchstens, und die andern 
lachen sie aus. 
Ich lasse mir aus meinen Büchern Goethes Wilhelm Meister 
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