Volltext: Briefe

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21 n Gustav Heckenast 
Linz, 2. April 1865 
Geliebter Freund! 
Herzlichen Dank für Ihren letzten lieben Brief. Als Antwort 
bringe ich zum Beginne diefes Schreibens etwas vor, das ich 
schon Jahre im Herzen trage und es nicht an das Tageslicht 
treten ließ, weil mich die klägliche Rücksicht band, daß es nicht 
den Anschein gewinne, als wollte ich durch das, was ich jetzt sa 
gen will, unser geschäftliches Verhältnis beeinflussen. Aber im 
mer mehr sah ich, daß diese Rücksicht wirklich eine klägliche ist. 
Warum sollte durch sie das Schönste, was der Mensch für das 
Menschenherz nach der ehelichen und Geschwisterliebe hat, ge 
trübt werden, die Freundschaft. In meiner Krankheit ist mir 
das erst recht klar geworden. Sie haben sich als meinen besten 
und treuesten Freund bewährt; ich bin der Ihrige stets gewe 
sen und habe Ihnen gesagt, daß ich Sie nach meiner Gattin 
nebst meinen Geschwistern am meisten liebe. Geben wir uns 
also für die Spanne Leben, die wir noch haben, das brüderliche 
Du. Ich habe diese zwei Buchstaben in meiner Jugend ver 
schleudert; jetzt sind sie mir kostbar, und habe ich sie Geiger an 
geboten als Freund und Kunstgenossen, so sind sie gegen Sie 
noch gebotener, da Sie mir in der Freundschaft näherstehen. 
Lassen Sie in unser Band die zwei Buchstaben weben, in das 
Band unserer Freundschaft, nicht des Geschäftes. Und weil ich 
weiß, Sie werden das Wörtlein nicht verschmähen, so stehe es 
schon in diesem Briese.
	        
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