Volltext: Briefe

die vollkommene Schwäche sind mit sich zufrieden. Je höher 
der Künstler strebt, besonders wenn er mit dem Herzen strebt, 
und der echte Künstler strebt stets mit dem Herzen, desto tiefer 
empfindet er die Herrlichkeit der Natur, sei's Landschaft, sei's 
Menschenseele; dieses Empfinden gestaltet sich in ihm zum Ideale, 
und je größer er selber wird, desto größer ist sein Ideal; darum 
kann er es nie erreichen, weil es mit seinem Wachsen immer 
selber wächst, bind hätte er es einmal erreicht, so hätte sein 
Schaffen ein Ende; denn er hätte ja nichts mehr, wonach er 
noch streben sollte. Es hat aber bei dem großen Künstler keine 
Gefahr, der erreicht es nicht. Wenn Sie einmal ganz und gar 
vollkommen zufrieden sind, dann haben Sie wahrscheinlich Ihr 
erstes schlechtes Bild gemalt. Das Streben des Künstlers ist 
es ja auch, wodurch er sich offenbart; je reiner, gefühlvoller, 
von Menschenhoheit durchdrungener es ist, desto mehr entzückt 
er uns; denn der Mensch ist's, der dem Menschen am holdesten 
ins Herz spricht. Wie könnte uns denn eine gemalte Landschaft 
so sehr gefallen, die doch, und wenn sie die beste der Welt ist, 
tausendmal schlechter ist, als die Natur? warum kaufen wir uns 
denn gemalte Landschaften und lausen ihnen in Bildersamm 
lungen und zu Künstlern nach, wenn wir dafür nur die bessere 
Natur selber zu betrachten brauchten? Der Mensch, der die 
Landschaft gemalt hat, ist es, den wir verehren und lieben, und 
je mehr wir dies vermögen, d. h. je mehr er Herz in sein Bild 
gelegt hat, desto mehr Freude empsinden wir. Darum ist auch 
der Stoff so gleichgültig, wenn nur der Mensch sein großes 
Innere dadurch zu entfalten vermag, und darum sucht gerade 
ZOZ
	        
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