Volltext: Briefe

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seinen schwimmenden Eiskuchen, und dieses ruhige Anschaun 
senkte auch Beruhigung in mein Herz. Dann begann ich, mich 
täglich mit halbkühlem Wasser am ganzen Körper zu waschen 
und mäßige zimmergymnastische Bewegungen zu machen. Als 
Kost, da sich wieder etwas Lust zu Speisen einstellte, verschrieb 
ich mir Hungerleiden. Zeitungen, Amtsdinge, Erzählungen von 
Welthändeln durfte nicht vor mich. Da ich mich immer mehr 
fand, griff ich noch zu einem Heilmittel, das alle Heilerfahrnen 
verdammt hatten, dessen labsalbringende Wirkung ich aber 
recht gut kannte - Dichten. Amtsschreiberei hätte mich rück 
fällig gemacht und das, wovon sie sagten, es greife die Nerven 
am meisten an, wiegte sie bei mir in selige Wonne, das Dich 
ten. Ich konnte nicht am Witiko arbeiten; da bin ich eben in 
erschütternden Auftritten und sie fordern Kühnheit und Frische; 
aber an die Mappe des Urgroßvaters ging ich (Sie wissen, daß 
die ein eigenes Werk werden soll) und schrieb sie mit Benützung 
des Alten neu. Seit drei Wochen arbeite ich daran und mein 
Glaube an diese liebevolle Arznei hat mich nicht getäuscht; 
mein Herz wußte, was ihm mangelte, und ging zu dem rechten 
Borne, Gesundheit zu trinken. Die Leute würden es nicht be 
greifen, sie würden mir es wehren, sie würden sagen, ich reibe 
mich auf, und gegen alles das hatte ich ein Mittel: ich sagte 
ihnen nichts. Nur meine Gattin wußte von dieser Arznei, undsie 
wehrte sie mir nicht. Das Werk soll vierzig Bogen haben, fünf 
einhalb Bogen sind fertig, ich werde Sie Ihnen senden, daß Sie 
dieselben lesen, sobald ich soweit erstarkt bin, daß ich dieMappe , 
seitwärts legen und den Witiko beendigen kann. Gegen so viel
	        
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