Volltext: Briefe

262 
dem guten Goethe hat ein großherziger Fürst die Arbeit abge 
nommen, die ein anderer auch verrichten konnte, und hat ihn 
dichten lassen, was ein anderer nicht konnte. Kepler, der in Linz 
die Gesetze der Weltenbewegung fand, wurde von seiner Fron 
arbeit nichts erlassen, er wurde getadelt und gemaßregelt, nur 
nebenbei durfte er die unsterblichenKeplerischen GesetzederHim- 
melsbewegung entdecken, und mir würde wohl auch in Linz, wo 
ich glücklich wie Kepler wohne, nichts erlassen werden, und ich 
würde von bedeutungslosen Menschen nach rechts und links 
befohlen werden, wenn ich Goethe oder Kepler Ware. Aber 
etwas bin ich auch, und Größeres als jetzt könnte ich auch tun. 
Wo aber ist das helfende Auge, es zu sehen?! Doch genug von 
diesen Dingen, sie würden Dich nur auch verstimmen. Gott hat 
uns dafür zum Lohne unsere zwei Herzen gegeben und hat die 
Liebe des einen zum andern in sie gepsianzt. Lasse uns das noch 
psiegen bis zum Lebensende; es ist unser Heiligtum, das Tau 
sende und Tausende nicht haben, die sonst über vieles gebieten 
können. Es wird sinster, gute Nacht für heute, mein teures 
Herz. Doch nur noch das: ist es nicht erstaunlich, ist es nicht 
wunderbar, daß Gott in unserem Alter diese prächtige Blume 
so heißer ehelicher Liebe über uns blühen läßt? Es ist das Zei 
chen Deines Wertes und des meinigen. Wenn ich durch irdische 
Schlauheit und Künstelei zu Würden, Reichtum und Ehre ge 
stiegen wäre, und Du das mit mir teiltest, würdest Du mich mehr 
lieben? nein; ich wäre das Werkzeug Deines Wohllebens, 
die Leiter zum Genusse, sonst ein schlauer Mensch wie Mäkler, 
Juden und Tausende, und ich wäre neben Dir wie ein scheuer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.