Volltext: Briefe

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letzte Tröpfchen Blut für Dein Wohl hingeben würde und da 
bei die äußerste Freude empfände. Die Entfernungen von Dir 
werden mir, je älter ich werde, immer unerträglicher. Wie ist 
alle Welt so kalt, so leer, wenn ich durch sie wandle; nur die 
Natur schaut mich noch mit innigen Blicken an; wie altklug 
oder wie alterfahren oder wie selbstsüchtig erscheinen mir un 
sere jungen Mädchen, wenn ich sie näher betrachte, und nur 
einigen, die ich genauer kenne, traue ich zu, daß sie nach sechs- 
undzwanzigjähriger Ehe wie Du zu mir zu ihrem Gatten sa 
gen, er sei ihnen das Höchste und Liebste auf der Welt. Gott 
segne Deine Lippen, daß sie mir das gesagt haben, und wenn 
ich es auch ohne Deine Aussage gewußt habe und wenn es 
auch stets den Grundstein meines Glückes gebildet hat, so gin 
gen die Klänge doch beseligend in mein Herz. Lasse uns noch 
für den Rest unsers Daseins bewahren, was uns die gegensei 
tige Achtung sichert, und das Glück wird nicht von uns weichen. 
An Amalia Stifter 
Steyr, ch Juli i66z 
Für Deinen Brief sage ich Dir tausend Dank. Ja unsere 
eheliche Liebe, unsere eheliche Eintracht und unser durch unsere 
Herzen in ihrem langen Zusammenleben gegründetes Sich 
zugehören ist unser größtes Glück auf dieser Erde; es ist mein 
Glück, es ist Dein Glück. Möge uns es der Himmel nicht zu 
frühe zerreißen; doch wie Gott will. Solltest Du vor mir ster 
ben, so wird die Erinnerung an Dich mein einziges Glück auf
	        
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