Volltext: Briefe

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das Schöne zu lieben und mich daran aufs Tiefste erfreuen zu 
können. Ihr schönes Bild wird bei mir bleiben, solange ich 
lebe, und ich werde sorgen, daß es nach meinem Tode in Hände 
kömmt, die es achten; denn nichts ist mir fo verhaßt, als wenn 
ein Kunstwerk sich vor tauben Ohren und blinden Augen be- 
stndet; das heißt recht eigentlich Perlen vor die Säue werfen. 
Wenn Ihnen meine Schriften einiges Vergnügen bereiteten, 
so freut mich das sehr. Sie wollen keinen Anspruch auf Dichter- 
ruhm oder dergleichen machen; denn, aufrichtig gesagt, ich ver 
achte ein so eitles Streben; aber sie hatten einen edleren Zweck, 
das Reich des Schönen und Hohen, wovon ein kleiner Teil in 
meinem Gemüte wohnt, auf der Erde ausbreiten zu helfen. 
Und darum erfreut es mich immer, wenn in einem Geiste, der 
reicher an Schönheitsgefühl ist als meiner, diese Schriften eini 
gen Anklang erregen; denn es ist mir dann ein Beweis, daß 
mein Zweck nicht ganz verfehlt worden ist. Wenn Sie sagen, 
daß Sie so möchten malen können, wie ich schreibe, so kehre ich 
die Lanze um und sage: Ich möchte so schreiben können, wie 
Sie malen. Aber beide können wir nicht, was der andere kann, 
und müssen es dulden, aber beide gehören wir doch zusammen. 
Wir gehen gleiche Wege, nämlich ein Höchstes der Mensch 
heit (das ist der Schönheitssinn unstreitig) fester gründen und 
einpsianzen zu helfen. Dadurch wird mitgearbeitet an dem Wer 
ke, daß der Mensch menschlicher werde, daß sich seine Stirne 
kläre und daß von ihr die Abkunft strahle, die er hat und die er 
noch so oft durch niederes Streben trübet.
	        
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