Volltext: Briefe

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hat Schwereres überwunden, und wird es gedemütigt, so lebt 
und glänzt in ihm doch das Bewußtsein des Rechtes, und von 
den natürlichen Helfern verlassen worden sein, ist endlich, falls 
es geschieht, doch um sehr vieles tröstlicher, als einer der Ver- 
lasser zu sein: aber Deutschland, das Land meiner Liebe und 
meines Stolzes, betrübt mich tief. Es sollte nicht eine Stim 
me in demselben geben, welche nicht mit Entrüstung gegen Lüge 
und Unrecht spricht, es sollte nicht ein Arm sein, der sich nicht 
dagegen erhebt. Recht und Sitte ist das Höchste der Welt, und 
wie nach meiner Meinung das deutsche Volk das erste an Geist 
und Seele ist, sollte es stets an der Spitze stehen von Recht und 
Sitte, und die Leiter des Volkes, so wie sie die höchste Macht 
haben, sollten auch die höchsten sein in Wahrung von Recht 
und Sitte. Wären sie es bei allen Völkern der Welt, dann stün 
den sie unerschütterlich, dann wäre der Krieg unmöglich, und 
der Mensch dürfte ohne Erröten sich das Beiwort vernünf 
tig beilegen lassen. Jenes Scheusal Krieg aber, wenn es so 
leichtfertig erhoben werden kann, macht, daß man mit Scham 
sein Haupt vor der Menschheit, die sich vernünftig schilt, ver 
hüllen möchte. Europa hat mich in der letzten Zeit angeekelt, 
und dies Europa steht an Gesittung an der Spitze der Welt. 
Gebt ihr vor, sage ich, daß Verteilung von Regieren und 
Macht nicht geordnet ist, so erzieht das menschliche Geschlecht, 
welche Erziehung eure Pflicht ist, und das Widrige wird sich 
regeln, was ihr jetzt mit Zank und Gewalt zusammenfügt oder 
zerreißt, wie eben die Leidenschaft eingibt. Und Deutschland - 
soll es denn, das an der Spitze der Welt mit Geist und Macht
	        
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