Volltext: Briefe

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An Gustav Heckenast 
Linz, 26. April 185g 
Ich muß Ihnen als meinem innigsten Freunde alles er 
zählen, was jetzt in einer Reihe auf uns traf. Am 27. Febr. 1858 
starb meine Mutter. Der Schmerz war groß, gerecht, aber edel 
und erhebend. Auch war der Hingang der teuren Mutter in den 
Gesetzen der Natur gegründet. Im Frühlinge desselben Jah 
res erkrankte Josesine Stifter bei uns an der Grippe, sie genas, 
fing wieder zu husten an und war fünf Monate bei uns krank. 
Gegen Oktober hin erklärte der Arzt, daß nur Venedig oder 
Nizza sie etwa noch retten könne. Ich tat alles, um das Geld 
aufzubringen, sie mit Begleitung nach Venedig schaffen zu kön 
nen. Ein Verwandter von ihrer Mutter zeigte sich als sehr edel 
mütig in der Sache. Er ist Pfarrer zu St. Martin bei Villach. 
Er war eben in Krumau in Böhmen, Josesinens Schwester 
Marie bei ihm. Er nahm Jofesine auf der Rückreise mit und 
wollte sie nach Venedig bringen. In Klagenfurt hielt sie aber 
ihre Mutter und ihre verheiratete Schwester, deren Gatte Arzt 
ist, zurück, da sie sie als hoffnungslos erkannten, und am 
Z.März starb sie. Früher schon starb mein Freund Gärtner in 
der Blüte der Jahre. Anfangs März starb Josefa Mohaupt, 
die Nichte meiner Gattin und Schwester meiner Ziehtochter 
Juliana in ihrem zweiundzwanzigsten Jahre am Typhus in 
Wien. Am 2i. März entfernte sich Juliana Mohaupt, meine 
Ziehtochter, heimlich von unserm Haufe um sechsdreiviertel 
Uhr morgens, ohne einem uns bekannten Grunde; alle Nach 
forschungen blieben bis gestern vergeblich. Gestern erhielten
	        
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