Volltext: Briefe

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finden, das Dich erkennt, und dann wirst Du sehen, welch ein 
Abstand das ist. Sie wird Fehler haben, wie alle, und wie auch 
wir Männer, aber rechtschaffen muß sie sein, häuslich und ahne 
Falschheit gegen Dich; Dein Glück, Dein inneres Wohl muß 
ihr alles sein. Ich werde sie dann lieben wie eine Schwester und 
mit Freuden auf jenen Augenblick warten, wo ich Euch alle ein 
mal wieder sehen kann. 
An Anton Stifter 
Wien, IZ. Februar 1847 
Ich habe Deinen lieben, freundlichen Brief erhalten, und muß 
Dir sagen, daß mich sein Inhalt sehr erfreut und erquickt hat. 
Erstens ist es der edle, gute Ton, der darin herrscht und der 
mich so freute, und zweitens ist es die Beruhigung, daß ich Dich 
nicht mehr mit Deinem Glauben an einem Wesen verstrickt 
sehe, das keinen Glauben verdient. Wie es Dich schmerzen muß, 
begreife ich sehr wohl und kann Dir keinen Trost sagen, als die 
Zeit. Sich getäuscht haben, ist sehr oft und gerade meistens der 
bessern Menschen Los. Du sagst, daß Du nicht heiraten wirst. 
Das weißt Du jetzt noch nicht. Sollte aber einmal der Fall sein, 
daß Du daran denkst, so sehe, ob ein Mädchen stille, einfach, 
sich selbst treu, d. h. nicht in Dich eingehend, sondern ihre Art 
und Wesenheit stets fortbehauptend, wenn sie Dich sogar auch 
tadeln sollte, ob sie reinlich und wirtschaftlich ist. Wer die größte 
Reinheit und Einfachheit in seinem Körper hat, hat sie meist 
auch in der Seele, und wer seine Habe rechtlich zusammenhält,
	        
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