Volltext: Zur Gmundner Chronik vom Jahre 1610 bis 1766

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unter mehreren von einer Reformations-Commission zwischen dem Kloster Niedern¬ 
burg *) und Gmunden vorkömmt: 
24tenZ, daß auch die Vicari und Priester nicht mit gewehrter Hand, 
Büchsen und dergleichen umgehen, wie bisher geschehen, daß auch fürbaß nicht 
mehr geschehe, daß die Kirche ohne Sakrament stehe. 2c. rc. (64. Pfarrarchiv.) 
Diese Zeiten haben sich geändert; unser würdiger Priesterstand bedarf 
nicht der Hinweisung auf solche Außerachtlassungen, — sondern übt seinen ge¬ 
wiß schweren Beruf mit Aufopferung an Gesundheit und Leben — in wahrer 
christlicher Liebe. — 
Läge es in unserer Absicht, eine Chronik Gmundens zu schreiben, so 
würde ein umfangreiches Buch sich bilden, weil wir Behelfe hiezu hinlänglich 
besitzen. Aber einerseits nimmt das Berufsgeschäft uns doch zu sehr in Anspruch, 
und anderseits können und wollen wir die Geduld der Leser nicht noch mehr 
beanspruchen, als gar Viele das Interesse hier nicht finden, was wir der Nei¬ 
gung zufolge, in der Vorzeit uns zu ergehen — gefunden haben, und auch 
besorgen müßten, manches bereits bekannte und besprochene nochmal zu Tage 
zu bringen. 
Leider sind die hiesigen Pfarrbücher nicht vollständig, nach eines 
Pfarrers mit Namen Thomas Mayr Tod (1659) wurde Wichtiges ver¬ 
schleppt; wir mußten uns also nur mit dem gebotenen begnügen. 
Und so wollen wir am Schluße, bevor wir Kindstaufen und Hoch¬ 
zeiten vorführen, ein freundliches Bild — freundlicher als das bisher ge¬ 
lieferte — schaffen, und die nach damaligerweise etwas steifen, pomphaften 
„Tauf- und Hochzeitszüge" betrachten. Wir erblicken den Beamten- und wohl- 
behäbigen Bürgerstand, letzteren in den bei solchen Gelegenheiten üblich reichen 
Anzügen, von feinem braunen, oder rothen, mit Goldborten verbrämten 
Tuche, oder in Sammet und Seide in stolzer „altbürgerlicher" Haltung, 
mit gepudertem Haupte — feinsten Hemde, — welches zur Beschauung, vorne 
auf der Brust halb bloßgelegt ist — kleinen gestülpten Hute — kurze Hose, 
mit blendend weißen Seidenstrümpfen, mit gold- oder silbernen Schuhschnallen, 
und ein gewichtig spanisches Rohr, welches um Gelegenheit zur Bewunderung, 
des silbern- oder gold'nen Knopfes zu geben, — vornehm und mit großem An¬ 
stande gehalten und etwas geschwungen wird. 
Wir bemerken an Haltung und elastischem Gange der geladenen Gäste 
an den gerötheten Wangen, wie an den Gestalten, ein Geschlecht in dauernden 
Behagen und derber Gesundheit. Die Bäder von Ischl rc. rc. lagen noch 
lahm und ungeweckt darnieder — weil die kräftigen Menschen selbe nicht be¬ 
durften. Luxus, nachtheilige Erziehung und hinaufgetriebene Bedürfnisse hatte 
— nicht, wie bei uns, an ihrem Wohlstände und Gesundheit genagt und gerüttelt. 
l) Zwischen den Jahren 739 und 748 wurde von dem bairischen Herzoge Milo 
(Otilo) das Nonnenkloster Niedernburg gestiftet und demselben später (1484) die Pfarre 
Gmunden verliehen. Es wurde vom Bischöfe von Metz, Primicius, eingeweiht. Die 
Nonnen sollen von Lorch aus mit dem Bischöfe Vivilo nach Paffau gewandert sein. 
(Buchingers chronologischer Auszug der Geschichte von Baiern 98.)
	        
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