Volltext: Grieskirchen und Umgebung

3n dichtem Lrlenschatten versteckt arbeitet die Mühle im Schweiße ihres 
Angesichtes Tag und Nacht an dem täglichen Brote für den hungernden Erden¬ 
pilger; aus dem Kranze fruchtbeladener Gärten winkt Hütte und Haus, bisweilen 
mit sinnigem Gruße auf weißer Stirn, dem obdachlosen Fremdling jederzeit 
gastlich offen; und oben auf freier Höh’ prangt Schloss und Hof im Sonnenglanze 
des Glückes, allerdings getrübt durch den Anblick schweigsamer Schutthügel und 
spärlicher Burgmauern, den Wahrzeichen irdischer Vergänglichkeit. „Ls wird 
wenige so geringe Städte geben, in deren Umgebungen so viele Schlösser und 
Edelsitze sind, wie hier/'1) ein Beweis für die gesunde Lage dieser Gegend. 
„Reine, gesunde Lust genießen vorzüglich: St. Marienkirchen, Wallern, Grieskirchen, 
Tauskirchen, St. Georgen u. s. w?) Deshalb sind auch Epidemien hier unbekannt, 
wenn mancherorts wegen Masern oder Scharlach die Schulen geschlossen werden 
mußten, war dies in Grieskirchen seit Menschengedenken nicht nothwendig. 
Mäßige winde kehren das Thal und die nahen Wälder: polheimerwald, 
waidholz, Steinbacherwald und einzelne kleinere „Schacherl", wie das nördlich 
der Stadt gelegene Zehetholz sorgen für frische, würzige Luft. Dazu kommt noch 
das klare Quelltvaffer, das in unzähligen Brünn lein aus den beiden Hügelketten 
des Thales entspringt und — der vorzügliche Obstwein, der im Keller des Bauern 
lagert, oder ein Stamperl von echtem „Kirschen- oder Zwetschkengeist" aus der 
großen Flasche in der „schönen Stube" für einen verdorbenen Magen. 
So dehnt sich das Land zur Freude feiner Bewohner, einem großen Garten 
gleich, im Norden gedeckt durch den weitfchauenden Maierhoferberg und das 
hügelreiche Mühlviertel und gegen Süden hin geschmückt durch die ferne 
Rlpenkette, die sich wie ein silberner Brautkranz auf lockigem Jungfrauenhaupte 
vom fahlen Ötscher bis zum fagenreichen Unters berge träumerisch hinzieht, was 
Stelzhamer von feiner Heimat fingt, das läßt sich mit Recht auch vom Tratnach- 
thale sagen: 
„IDter a’ Bildl lass da; 
„’s zeidö Traid is sein Gold, 
„Da Himmel sein Sturz 
„Und sein Rahm is da Wold. 
Freilich, wer die Romantik starrer Firne liebt und nach dem Zauber stiller 
Bergfeen sich sehnt, der wird diesem schlichten Hügellande wenig Reiz 
abgewinnen. (Er muß aber auch feine Vorliebe für das Gebirge, namentlich in 
der Saifonzeit, mit theuerem Gelde bezahlen, während der biedere Bewohner des 
ehemaligen „Schauenberger Ländchens", des Herzens von Oberöfterreich, von 
dem Überflüsse seiner Naturgaben um billigen preis gerne mittheilt. Kann sich 
den Luxus einer Sommerfrische in den Rlpen nur der mit Glücksgütern gesegnete 
Reiche gönnen, so öffnet sich im gemüthlichen „Landei" auch dem Minder¬ 
bemittelten ein gastlich Heim, der einer (Erholung vielleicht mehr bedarf, als 
jener. <£s war daher ein wahrhaft menschenfreundlicher Gedanke, als der 
Derfchönerungsverein Grieskirchen beschloss, im Tratnachthale solch ein Ruhe- 
plätzchen für erholungsbedürftige Städter zu errichten, wer darnach einen 
Wunsch hat und damit zufrieden ist, der möge sich die Mühe nicht verdrießen 
lassen, an der Hand dieses Schriftchens einen kleinen Streifzug durch Grieskirchen 
und feine Umgebung zu machen. 
x) 3. (Steige, 5. 23V Z) B. pillwein, S. 8«.
	        
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