Volltext: Kleiner Kriegs-Kalender für das Jahr 1917 (1917)

> bewohner vom Maire mit Flinten ausgerüstet worden waren, 
in die Felder gelaufen — der Grenze zu. 
> Nicht lange — da tauchten vier Retter vor ihr aut jen-- 
i seits einer kleinen Talmulde. Sie sah, wie drei von ihnen den 
> Karabiner in Anschlag brachten, während der Vierte einen 
> Feldstecher an die Augen hob. Ihr Kerz schlug rasch. Das 
• waren deutsche Soldaten: 
«Kalt! Arme hoch!" scholl ein Ruf auf Französisch zu 
[ ür herüber. 
Sie gehorchte und gab zur Antwort: «Ich bin ein 
, deutsches Mädchen auq Saarburg und will wieder über die 
Grenze!" 
i J Das war ja deutsch! Die vier blickten sich verwundert 
, an. Dann meinte einer: «Wenn das bloß keine List der 
, Franktireure ist!" 
> Das Gewehr immer noch anschlagbereit, galoppierten sie 
, heran. Wenige Minuten später war der Führer, ein Ober- 
! leutnant, über alles unterrichtet. Auf seine Frage, ob er sie 
i dm Vorposten übergeben solle, mit deren Kilfe sie wenigstens 
I Dieuze erreichen könnte, gab sie ihm zur Antwort: 
> - «Ich möchte Ihnen helfen. Mich erwartet niemand drüben. 
> 3ch kenne die ganze Gegend und ich weiß, daß die Leute im 
! Walde bewaffnet sind!" 
Da schickte der Oberleutnant zwei seiner Leute mit Mel- 
' düng zurück, teilte mit Madeleine Frühstück und Kaffee, hieß 
> dm Unteroffizier das Mädchen zu sich in den Sattel heben 
' und trabte zu den Vorposten. 
•. Am Nachmittag rückten die Schwadronen in Arracourt 
, ein, nachdem sie im Walde südlich des Ortes an die zwanzig 
Dorfbewohner mit Gewehren aufgetrieben hatten. Trotz aller 
’ Vorsicht lagen zwei der wackeren Reiter blutend im Felde, 
e von heimtückischen Kugeln getroffen. 
{) Jetzt stand der Maire auf der Dorfstraße vor dem Oberst 
. des Regiments. 
u «Wer hat die Dorfbewohner bewaffnet?" 
!'l «Ich kann es nicht sagen!" 
r «Aber ich kann es sagen!" rief da eine Mädchenskimme, 
r »Ihr selbst habt ihnen die Waffen gegeben heute früh." 
it Da faßte der Maire nach seiner Tasche, riß einen Re- 
d volver heraus und schoß, gerade noch, bevor der Säbel des 
Oberleutnants auf seinen Schädel niedersauste, das Mädchen 
f. in die Brust.
	        
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