Volltext: Die Winterschlacht in Masuren [20]

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vorwärtskommen würde. Je länger man das bei Lyck ringende 
III. Sibirische Armeekorps festhielt, desto größer war die Aussicht, 
es zu vernichten. Schon hatte die 3. Kavalleriebrigade die Gegend 
südöstlich Lyck erreicht, nachdem es ihr gelungen war, die Bahn 
Lyck—Grajewo—Osowiec an verschiedenen Stellen zu sprengen. 
Schon rückten nördlich der Seenlinie Lyck—Arys die dem Kom¬ 
mandierenden General des I. Armeekorps unterstellten Truppen 
in breiter Front nach Osten vor. Gelang es ihnen, schnell durch 
die Seenkette zwischen Lyck und Lützen hindurchzukommen, so 
konnten sie dem Lycker Gegner den Rückzug abschneiden. Aber 
diese Truppen stießen an den Seenengen auch ihrerseits überall 
auf heftigen feindlichen Widerstand. Es kam hier bei Woszellen, 
Neu-Iucha, Wenfowken und bei Gr.-Gablick zum Kampf. Bis zum 
11. abends gelang es nirgends durchzubrechen (siehe Reliefkartei). 
Am 12. dauerte das Ringen in unverminderter Stärke weiter. 
Bei eisigem Schneesturm, der von Ost her dem Angreifer ins 
Gesicht schlug, der die Gewehrmündungen vollwehte und das 
Wasser der Maschinengewehre einfrieren ließ, über tief verschneite 
Felder und zum Teil stark versumpftes Gelände mußten die 
tapferen Angreifer sich Schritt für Schritt vorarbeiten. Nur ganz 
notdürftig konnte man sich in dem hart gefrorenen Boden flach 
geschaufelte Schützenlöcher herstellen, um sich vor der feindlichen 
Artillerie- und Infanteriefeuerwirkung zu schützen. Der Russe 
fühlte das Messer an der Kehle, er wollte von seiner Armee retten, 
was noch zu retten war. Der Mut der Verzweiflung verlieh ihm 
Kräfte. Immer neue Massen brachte er in das Gefecht. Aber in 
zähem Angriff stürmten die deutschen Truppen, Ostpreußen, Pom- 
mern, Hanseaten und Mecklenburger, mit dem bestimmten Bewußt- 
sein der moralischen Aberlegenheit und mit der sicheren Zuversicht 
auf den endgültigen Sieg immer wieder vorwärts. Mochte die 
gestellte Aufgabe noch so schwer sein, es gab kein Verzagen, kein 
Zurück. Diese Kampftage sind ein besonderes Ehrenblatt in der 
deutschen Geschichte in gleicher Weise für aktive, Reserve-, Land- 
wehr- und Landsturm-Truppen! Südwestlich Lyck war am Morgen 
des 12. Februar der Ort Baitkoweu, den die 5. Infanteriebrigade in 
der vorhergehendenNacht gestürmt hatte, wieder verloren gegangen.
	        
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