Volltext: Im Felde unbesiegt

Deutsche Infanterie. 
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hinter ihr. Aber die Batterie ist durch! Z}eute noch sind mir die leben¬ 
digen Pferde ein Rätsel, denn aus Pappe waren sie bestimmt nicht. 
Allmählich kommt unsere vorderste Linie zurück und geht durch 
unsre Reihen hindurch. Blasse, fchmutzüberf rüstete Gesichter, ge¬ 
preßte tippen, schweigende Blicke. Freut euch! sagen diese leeren 
Augen, wir haben unsre Pflicht getan. Diese Soldaten sind unbrauch¬ 
bar. Ihre Nerven hängen locker, ihre Kampffittlichfeit zerläuft. 
Sie haben dem Vaterland gegeben, was des Vaterlandes ist: fünfzehn 
ITCann zählt die Kompagnie und zählte vor drei Tagen noch sechzig! 
Sie sind vorbei, und nun bilden wir die eiserne Grenze Deutsch¬ 
lands. Was jetzt kommt, ist der Feind und in ihm der Wille zur Ver¬ 
nichtung. Wille gegen Wille, Vernichtung gegen Vernichtung. Ls 
gibt nur eins: siegen, — nicht durchhalten, wie das ängstliche 
Kennwort der Regierung heißt. 
Und dann flackert es hier auf und dort, andern Orts und vor 
uns, und plötzlich ist überall ein Knattern und packen, Knallen, Läm¬ 
mern und Rattern und springt von den Hügeln zurück und rast im 
Widerhall zwischen den schallenden Tälern und Senkungen. Der 
Franzose ist an uns geraten . . . 
Da steht der Krieg. Ich sehe ihn genau: riesig, düster und plump 
ragt er über die Wälder und schwenkt seine klirrenden Waffen und 
stampft über die Landschaft mit drohender Glut und schwerem Rauch 
der Fackel. Blitz ist sein Blick, Donner ist feine Stimme, Tod und Ver¬ 
nichtung ist im Tritt feiner klotzigen Füße. Neben ihm aber wandelt 
ein andrer — und ich vergesse ihn nie — strahlend, groß, mit glän¬ 
zendem Antlitz, neben ihm wandelt ein andrer, der hat schneeweiße 
Schwingen und breitet sie über uns allen, weit, weit über ^Millionen: 
der Schutzgeist des Vaterlandes... 
Keiner der Soldaten weiß, tgic die Schlacht steht, was links 
und rechts von ihm vor sich geht; nur an dem mächtigen Bogen der 
Fesselballons kann er ungefähr den Lauf der vordersten Linie fest¬ 
stellen. Nur eins wissen wir alle: diese Linie muß gehalten werden 
und auf jeden aufgefangenen Angriff muß der Stoß unsres Gegen¬ 
angriffs stoßen. Bricht der Pfeil des Ansturms durch unsre Linie 
hindurch, dann können die Folgen unabsehbar sein, wie der Eindrang 
eines Giftpfeils in einen gesunden Leib. 
Über unsern Häuptern klingt f}aßUed und Todesgesang der 
Gewehrgeschosse. 217anche zwitschern wie lustige Schwalben, als 
wollten sie uns locken, nnige zischen wie zwischen giftigen Zähnen, 
andre surren wie schwirrende Metallbänder, diese fauchen wie sto¬ 
ßende Schlangen, und jene überschlagen sich am Gehälm und trillern 
und schnarren vor Ingrimm, wir heben Kopf und Brust hinein in 
den wegfegenden Regen der kupfernen Tropfen. Schußfeld geht 
vor Deckung! wenn wir das Leben nicht wagen, gewinnen wir Tod 
oder Gefangenschaft. Dann ist unsre Reihe krachendes Leben, rüttelt 
an den Nerven des Feindes und duckt ihn nieder in tatlose Deckung.
	        
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