Volltext: Das Glöcklein von Schwallenbach oder Die Vorsehung wacht

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Clotilde schon früher zuweilen gesehen haben wollten, so 
hatte dies seine volle Richtigkeit. Sie hatte in den letzten 
Jahren wiederholt ihren Verwandten besucht, doch nie länger 
als einen oder zwei Tage bei ihm zugebracht. Auch seinem 
Leichenbegängnisse hatte sie zugleich mit vielen Verwandten 
beigewohnt. Damals hatte sie wol nicht geahnt, daß sie 
sobald das nun vereinsamte ländliche Ruheplätzchen als 
trauernde Witwe aufsuchen würde. 
Die Uebersiedlung erfolgte zu Anfang des Sommers 
und schien besonders auf die beiden Kinder bald eine wol- 
thätige Wirkung auszuüben. Sie weinten nicht mehr so 
wie auf der Burg alle Tage am Abende, weil der Vater 
nicht käme. Das schöne Schloß selbst, das liebe Dörfchen 
und seine Umgebung, besonders aber der herrliche Donau¬ 
strom bot ihnen viele Zerstreuung, und indem die Mutter 
so ihre Kinder wieder heiter sah, hörte auch ihre Herzens¬ 
wunde allmälig mehr und mehr zu bluten auf. Es folgten 
bessere Tage, versüßt durch das unschuldige Spiel und Ge¬ 
plauder der lieben Kleinen, die wie zarte Blümchen empor¬ 
wuchsen, fern von der geräuschvollen, verderbten Welt. 
Zweites Kapitel. 
In der neuen Keiurat. 
Der Sommer mit seinem goldenen Aehrenkranze ist 
in's Land gezogen, die Sonne lacht so hell und klar auf die 
grünen Fluren hernieder, und die Vöglein in Büschen und 
Hecken singen ihre melodischen Lieder. Einem breiten, glän¬ 
zenden Bande gleich schlängelt der Donaustrom sich durch
	        
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