Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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Trotz dieses Neubaues erhielt sich noch lange die alte 
Schlossringmauer mit den daranstossenden Gebäuden und den 
runden Ecktürmen. Auch der eigentliche Schlossturm oder so¬ 
genannte Bergfried mit seinen vier Pechnasen und dem hohen ^ 
Giebeldache ragte noch weit hinaus in die Lüfte, aber nicht 
mehr als sicherer Hort für die Besatzung der Burg, sondern 
blos als Wohnung für den Schlossturm wart, als Gefängnis für 
die Maleficanten und als Folterkammer. Auch das stark gebaute 
Schlossthor, an welchem die Zugbrücke, die den tiefen Wall¬ 
graben überbrückte, angebracht war, bestand noch in diesem 
Jahrhunderte. Um 1807 wurde der hohe Schlossturm abgetra¬ 
gen, die Umfangsmauer mit den anstossenden Gebäuden theil- 
weise niedergerissen und das Materiale verkauft; auch das 
Schlossthor ist im Laufe der Jahre abgerissen , die Zugbrücke 
beseitigt und der Wallgraben ausgefüllt worden. Von der 
alten Feste sind jetzt nur mehr übrig die Umfangsmauern an der 
Nord- und Westseite des Burgstalles mit dem runden Eckturme 
und der aus Tuffsteinen gebaute ehemalige herrschaftliche 
Schüttkasten, an welchem alsUeberrest von der alten Burg nur ein ^ 
steinernes Gesimse und darauf zwei mit Sturmhauben bedeckte 
Knappenköpfe, ferners ein Wappen zu sehen ist, welches mit 
einem verticalen Balken im einzigen Felde und seiner Form 
nach auf den Bischof Gottfried II. von Weisseneck (1342—62) 
zu deuten scheint. 
Mit der Auflassung des Schlosses Obernberg als Feste und 
dessen Einrichtung als Amtssitz der Pflegsverwaltung wurden 
auch die Kriegsmaschinen und das Rüstzeug überflüssig. Nach 
dem vom Pfleger Schörer verfassten Inventarium waren 1661 
nur mehr folgende Rüstgegenstände auf dem Schlosse vorhan¬ 
den: 21 Doppelhacken, 12 Hellebarden, 11 Bandeliere, 13 Mus- 
queten, 4 Stückei oder Böcke, 12 alte Pulverflaschen, 3 Kugel- 
mödel, 2 Wischer, auf 2 Giltpferde Ritterrüstungen, beide der 
Vordertheil, 2 Sturmhauben oder ungarische Kasqueten; die 
übrige Rüstung oder Zugehör soll in bairischen Diensten, also 
wahrscheinlich während des dreissigjährigen Krieges ausgeblie¬ 
ben oder verloren worden sein. 1721 fanden sich in der Rüst¬ 
kammer des Schlosses Obernberg nur mehr 4 geschäfte Dop¬ 
pelhacken , dann 4 auf Rädern, 8 Hellebarden und 2 Kürasse. 
Im Gefängnisse am Schlossturme wurden damals 1 Fussstock,
	        
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