Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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schöner Garten; die Sustentation des Curatbeneficiaten bestand 
in 200 fl. Kaisergeld, 10 Eimer gemeinen und 5 Eimer Märzen¬ 
bieres. Obwol Kirchdorf bereits damals seinen aasgeschiedenen 
Filialbezirk hatte, so scheint das Curatbeneficium im Jahre 1782 zum 
Vicariat erhoben und Kirchdorf gänzlich von Obernberg getrennt 
worden zu sein; denn bis dahin excurrirten noch die Coopera- 
toren von Obernberg nach Kirchdorf und führten mit dem Curat¬ 
beneficiaten gemeinsam die Pfarrbücher. Die Excursion musste 
von Obernberg aus damals noch fortgesetzt werden, da der 
vielen Wallfahrer wegen der Curatbeneficiat allein nicht im 
Stande gewesen wäre, die Wünsche aller zu befriedigen; da 
aber unter Joseph II. die Wallfahrten verboten und auch die 
marianische Erzbruderschaft des heiligen Rosenkranzes in Kirch¬ 
dorf aufgehoben worden ist, so war natürlich hiefür keine Not¬ 
wendigkeit mehr vorhanden. 
Ausser dem Pfarrorte Kirchdorf, gelegen unter 30° 56' 46" 
östlicher Länge und unter 48° 17' 42" nördlicher Breite, gehören 
noch nachstehende Ortschaften zur gleichnamigen Pfarre: 
Erlat, Graben1), Kazenberg2), Kazenbergleiten, Pirat, Polling, 
Eitzing, Simelsham, Ufer und Wühr. 
’) Vgl. I., 35—40. Lamp recht (Historisch-topographische Matrikel, 
115) bemerkt, es sei Graben nach seiner Zerstörung durch den Bischof 
Wolfker später wieder aufgebaut worden und an Passau gekommen. 
*) Vgl. I, 60. Unter 6. März 1254 zalte Bischof Otto von Lonsdorf 
für die Bewachung des Turmes „in Chazperch“ an Herbord von Liben- 
stein 3 Pf. und 30 dl., an Ulrich von Hartheim 17 ß und 10 dl. (Urk. B. 
I., 484.) 1278 (Urk. B. III., 481—482) und 1295 (Urk. B. IV., 226-228) er¬ 
scheint Kazenberg urkundlich aber immer mit Unter-Morspach, daher diese 
Daten auf die beiden gleichnamigen Festen des Hochstiftes Passau in Mül¬ 
viertel zu beziehen sind. .Kazenberg bei Kirchdorf war ursprünglich pas- 
sauisches, dann ortenburgisches Lehen. Nach dein alten kazenberger Sal- 
buche waren aber nur das Schloss und die Feste, soweit sie mit Mauern 
umfangen, sammt den zwei Hubbaüern im Hof bau lehenbare Güter; die 
übrigen Felder, Wiesen, Weiher u. s. w. dagegen freieigen und von nie¬ 
mand belehnt. Um 1300 erscheint bereits die edle Familie der Mautner 
auf Kazenberg. Am 20. Januar 1525 starb Hans Mautner zu Kazenberg; 
mit ihm erlosch das alte Geschlecht der Mautner. Seine Frau Veronica, 
eine Schwester des Pflegers Stephan Schmiehen von Ried, war früher mit 
Andre Fröschl von Marzoll verehelicht und hatte mit ihm eine Tochter Anna 
gezeugt. Diese heiratete den edlen Wolf von Schwarzenstein auf Engiburg, 
Fürstenstein und Klebing, wodurch Kazenberg an die Schwarzensteiner
	        
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