Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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dienst für den Pfarrer eine Schuldigkeit sei, worauf der Be¬ 
scheid erfolgen werde. Die Merschwanger replicirten, sie wüss¬ 
ten nur so viel anzuführen, dass früher ihres Gedenkens der 
Gottesdienst von Reichersberg aus fleissig sei versehen worden; 
nun müssten sie aber desselben entbehren, es handle sich um 
ihr und ihrer Vorältern Seelenheil. Der Entscheid des geist¬ 
lichen Rates vom 9. Sept. d. J. lautete, man wolle die Mer¬ 
schwanger nicht nach Recht, sondern aus purer lauterer Gnade 
jedoch auf Widerruf bei ihren bisherigen Gottesdiensten belassen. 
In Folge dessen trat der Pfarrer Johann Gregg von Obernberg 
unter 9. Nov. d. J. beim geistlichen Rate mit dem Vorschlag 
auf, nachdem das Stift Reichersberg bisher Merschwang ver¬ 
sehen, wofür die Untertanen dahin gutwillig Ackerrobot gelei¬ 
stet hätten, später aber wegen darüber entstandener Schwierig¬ 
keiten die Seelsorge daselbst dem Pfarrer Dominik Springer, 
dermalen Kanonikus zu Matsee, heimgesagt habe, so wolle er 
jetzt abwechslungsweise mit Kirchdorf und Merschwang, damit 
dieses nicht völlig verlassen sei, den Gottesdienst halten, ge¬ 
traue es sich aber wegen der Vogtherrschaft Kazenberg nicht 
eigenmächtig zu thun. Wie aus einem spätem Schreiben des 
Pfarrers nach Passau ddo 30. Sept. 1686 hervorgeht, übernam 
der Convent zu Reichersberg wiederum, und zwar zum letzten 
Male die Pastoration von Merschwang, welche er 1757 für 
immer zurücklegte. Die Veranlassung dazu gab die Errichtung 
eines selbstständigen Curatbeneficiums in Kirchdorf. Hiedurch 
wurde der dorthin excurrirende Ordinarkaplan von Obernberg 
disponibel, welchen der Pfarrer Franz Xaver Archauer mit Mer¬ 
schwang zu beschäftigen wünschte; derselbe betrieb daher die 
Zurückgabe der merschwanger Seelsorge durch das Stift Rei¬ 
chersberg beim Ordinariate. Nach gegenseitigen Reibungen kam 
es endlich soweit, dass der Propst Karl Stephan am 16. Nov. 
1757 durch den Provisor zu Merschwang Ignaz Reiff das Tauf¬ 
und Todtenbuch mit dem Speisbeutel und Tabernakelschlüssel 
in den Pfarrhof nach Obernberg übersandte. Seit dieser Zeit 
versahen die Ordinarkapläne von Obernberg ohne Unterbrechung 
die Filiale Merschwang bis zur Errichtung der Pfarre; nur 1827 
und 1828 wurde nur noch vom Stifte Reichersberg Aushilfe ge¬ 
leistet. Mit Ministerialerlass ddo 22. Nov. 1848 und Zustim¬ 
mung des Ordinariates Linz ist 1851 Merschwang zur selbst¬
	        
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