Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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notwendig; hiezu bewilligte auch der Fürst unter 30. August 
1640 das nötige Holz aus den Herrschaftswaldungen. Die Dach¬ 
schindeldachung war wieder auf der Kirche, daher auch die 
Hoffnung, es werde das Gewölbe aushalten; allein man täuschte 
sich. Nach dem uns vorliegenden Berichte des Pflegers vom 
22. Dec. 1640 fiel den vorhergehenden Samstag gegen 2 und 
3 Uhr früh der grosse Pfeiler vom Eingänge zur rechten Hand 
vorne beim Sebastiansaltar mit fast dem halben Gewölbe über 
einander, zerschlug alle Männerstüle, „das es clent und erpärm- 
lich zu sehen“ und die Besorgnis nahe lag, es werde auf der 
linken Seite gegen den Predigtstul das noch stehende Gewölbe 
sammt dem Pfeiler aus Tuft, der durch die Hitze wie zu Kalk 
verbrannt war, auch über den Haufen fallen. Der Gottesdienst 
konnte ohne Gefahr in der Pfarrkirche nicht mehr gehalten 
werden. Nach dem Urteile Sachverständiger bestand die Ur¬ 
sache des Unheiles in dem Umstande, dass das Gewölbe nicht 
die rechte Spannungsweite hatte. Nun musste man sich um einen 
andern Ort zum Gottesdienste umsehen. Die Nikolai-Kirche im 
Urfar war für die Leute in der Gurten und im Markte zu weit 
entlegen; es stellte deshalb der Pfarrer das Ansuchen, damit 
der Gottesdienst nicht unterbleiben dürfte, ihn im Schlosssaale 
des neuen Baues insolange verrichten zu dürfen, bis die Pfarr¬ 
kirche und der Glockenturm wieder in Ordnung komme, der 
ausgebrannt zum Theile abgetragen werden musste, was auch 
unter 15. Dec. 1640 mit dem Bemerken bewilligt wurde, dass 
im Saale „alles weltliche Wesen inzwischen abgestellt wrerde.“ 
Nach dem Berichte des Pflegers ddo 7. Juli 1641 betrug der 
Ueberschlag auf das neue Kirchengewölbe, den Kirchturm und 
die Dachung mit den vier neuen Glocken 2570 fl.; weil der 
Anschlag des fürstlichen Baumeisters etwas niedriger stünd als 
der der Obernberger, so möge man ihm den Bau übergeben; 
die Bürger, durch den Brand selbst in die äusserte Not gera¬ 
ten, könnten für den Bau nichts thun; des Pflegers Vorschlag 
gehe dahin, 1. dass von St. Leonard 600—800 fl. ohne Zinsen 
aufgenommen werden dürfen; das Gotteshaus Merschwang und 
die Johannesverweserei sollten 300 fl. ausleihen; 2. dass das 
Mautamt bis zum Ausgang der Streithandlung 1200 fl. vorstrecke, 
welche die Bürgerschaft zur strittmässigen Niederlage in Passau 
erlegte; 3. dass das Geschenk der Bürger von 300 fl. genemigt
	        
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