Volltext: II. Besonderer Theil. (Zweiter Band 1875)

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welchem erst in neuester Zeit die Gewerbe zu blühen ange¬ 
fangen, während früher seine sämmtlichen Einwohner in Folge 
seiner dem Schiffbau und dem Schifffahrtsverkehr günstigen 
Lage Schiffer waren. Ehedem unterstützten die Schiffer ihre 
Armen, Wittwen und Waisen selbst, ohne den Armenfonds zur 
Last zu fällen; in Zukunft aber wird das Gegentheil der Fall 
sein. Noch schien jedoch nicht alle Hoffnung geschwunden. 
Das Finanzministerium hatte zur Hindanhaltung des Schmuggels 
in Böhmen wider das Freihandelsprincip den Salzhandel durch 
Aufstellung von Aerarialverschleissen gegen fixirte Verkaufs¬ 
preise eingeführt und als Entschädigung für den fixen Verkaufs¬ 
preis dem Verschleisser auf allen Gränzstationen pr. Centner 
1 fl. 50 kr. vergütet, wozu nach der Bestimmung ddo 1. Nov. 
1855 nur halleiner Salz verwendet werden sollte; die Verfrach¬ 
tung dieses Salzes wurde ehedem der privilegirten ersten Eisen¬ 
bahngesellschaft und dann der Kaiserin-Elisabethbahn übertragen, 
welche ohnehin in der Spedirung des gmundner und halleiner 
Salzes ihre Rechnung findet. Es begab sich deshalb eine Depu¬ 
tation der vereinten Schiffergemeinde Laufen, Oberndorf, Hallein 
und Obernberg nach Wien und suchte dort am 8. August 1861 
in Audienz bei Sr. Majestät zu erbitten, es möge ihr gegen eine 
billige Caution die Verfrachtung des halleiner Salzes, das für 
die böhmischen Gränzstationen bestimmt ist, bis Linz überlassen 
werden. Der Bescheid lautete jedoch ungünstig und somit tra¬ 
ten die bereits vorausgesehenen Folgen ein. Die durch viele 
Jahrhunderte bestandenen Schiffergemeinden zu Hallein, Obern¬ 
dorf und Obernberg lösten sich auf; die Verfrachtung des Salzes 
und der übrigen Producte, wobei sie sich und den Ihrigen das 
Brod verdienten, gieng an Eisenbahn- und Dampfschifffahrts¬ 
gesellschaften über, mit deren Grosscapitel die Nauflezer nicht 
in Concurrenz treten können. Wie einst alle für einen und 
einer für alle in der Gilte der 34 Nauflezer arbeitete, so mag 
nun jeder selbst auf gut Glück seinem Broderwerbe nachziehen. 
Der Vormarkt Urfar zu Obernberg, in welchem sich noch vor 
mehreren Jahrzehnten beinahe das ganze Handelsleben der Um¬ 
gebung concentrirte, wird von Jahr zu Jahr immer mehr einem 
stillen Bauerndorfe ähnlich und nach einem Jahrhunderte mag 
vielleicht nur mehr St. Nikolaus in seinem Kirchlein und St. Jo¬ 
hannes von Nepomuk an der Landungsstätte vom Umschwung
	        
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