Volltext: Geschichte der ehemals hochfürstlich-passauischen freien Reichsherrschaft des Marktes und der Pfarre Obernberg am In. Erster Band. (Erster Band / 1875)

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Göttin des ansteigenden Lichtes, wovon das Wort Ostern ab¬ 
zuleiten ist. Frau Holle führte die Aufsicht über den Feld¬ 
bau. Die alten Deutschen verehrten ausserdem noch eine Menge 
niederer Gottheiten, die Hausgeister oder Kobolde, die Wasser¬ 
geister und Berggeister. Im Munde des Volkes ist heute noch 
die Sage von der wilden Jagd verbreitet, welche an Wodan 
und sein Heer erinnert, das beim Heulen des Sturmwindes in 
den Rauhnächten durch die Lüfte zieht. Der kriegerische Sinn 
der alten Deutschen dachte sich die Zukunft nach dem Tode 
als eine Fortsetzung des irdischen Heldenlebens in glänzender 
Gemeinschaft mit den Göttern. Die auf dem Schlachtfelde Ge¬ 
fallenen kommen in die Walhalla zu Wodan, wo sie sich 
mit dem Fleische des Ebers sättigen und mit den Göttern trin¬ 
ken; die Walkyrien reiten auf das Schlachtfeld und führen die 
Erschlagenen in die Walhalla. Die im Kampfe nicht getödteten 
Männer kommen zur Todesgöttin Hel, ein trauriges und freude¬ 
leeres Schattenland im Norden jedoch ohne Qual und Strafe. 
Die Seelen, welche weder in der Walhalla noch in der Hel 
Ruhe finden, schweifen nächtlicher Weile in Gestalt von Irr¬ 
lichtern auf Feld und Wiese als Gespenster oderSpuck herum. 
Die alten Deutschen hatten wol Tempel und Götterbilder, aber 
in der Regel brachten die Priester blutige und unblutige Opfer 
auf Bergen, in Hainen und Wäldern dar, wo sie die Gottheit 
im geheimnisvollen Dunkel zu erblicken glaubten. Die Prie¬ 
ster und Priesterinen deuteten auch die Wahrzeichen und die 
heiligen Loose, wahrsagten aus dem Fluge und Geschrei der 
Vögel, aus dem Wiehern und Schnauben der weissen heiligen 
Pferde. 
Nach den neuesten Forschungen fällt die Bekehrung der 
Bajuwarier zum Christentum in das letzte Jahrzehent des 7. 
Jahrhunderts. Der Bischof Rupert von Worms war es, der 
zuerst um 696 nach Baiern kam, um das Christentum auszu¬ 
breiten. Dem Laufe der Donau abwärts folgend predigte Rupert 
bis an die Gränzen der Avaren, zuletzt in Laureacum, von wo 
er sich an den Wallersee wendete. Um dieselbe Zeit erscheinen 
auch der hl. Emeram und der hl. Korbinian aus Frankreich als 
Glaubensboten in Baiern, berührten aber unsere Gegend nicht. 
Zu Anfang des 7. Jahrhundertes werden bereits die Wanderbi¬ 
schöfe Erchanfried und Otkar in unserem Lande genannt. Trotz
	        
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