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vom lc. k. Aerar übertragen; die Dampfschiffahrt und die neuen
Eisenbahnen legten die obernberger Nauflezergesellschaft vollends
lalnn. Ehedem mussten alle Fuhrwerke, welche mit Fracht¬
gütern von Norden nach Süden oder umgekehrt auf der Schär¬
ding - s a 1 z b u r g e r Poststrasse verkehrten, Obernberg passiren und
Hessen den Gewerben jährlich einen nicht geringen Zehrpfennig
zurück. Durch die Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wels-Passau
1862 und Neumarkt-Braunau 1869 gewann der grosse Verkehr
zwar neue Wege ; allein die Gewerbe zu Obernberg erlitten
neuerdings durch das Aufhören des Frachtverkehres auf der
Poststrasse einen bedeutenden Eintrag, Wol mag manchem
Handeltreibenden die Errichtung der neuen Communications-
mittel, u. a. auch die 1872 erfolgte Aufstellung des Telegraphen
von der Station Obernberg-Altheim nach Schärding mit einem
Telegraphenamte in Obernberg, von Vortheil sein 5 hiedurch
dürfte jedoch der auf der anderen Seite entstandene Ausfall
kaum seine Deckung finden. Die alten Gewerbe hatten durch
die Herrschaft und das Marktgericht rechtlichen Schutz; kein
fremder Gewerbs- oder Handelsmann durfte im gefreiten obern¬
berger Bezirke seine . Waare feilbieten, noch weniger aber ein
neues Gewerbe über die in den Freiheitsbriefen der Innungen
bezeichnete Anzal errichtet, werden; freilich wurde in Bezug
auf Mass, Gewicht und Satz insbesonders bei den Fleischhauern,
Brauern und Bäckern eine strenge Polizei gehandhabt. Durch die
Einführung der Gewerbefreiheit am 1. Mai 1860 erlitten manche
alte Gewerbe empfindlichen Schaden, nachdem sie früher sicher
vor fremder Concurrenz ihre Monopole behauptet hatten. Die dem
Marktgerichte unterstehende Bürgerschaft zalte an den Landes¬
fürsten eine sehr geringe Steuer, war frei von der Entrichtung eines
Laudemiums oder Mortuariums an die Herrschaft. Mit der
Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1848 wurde der letzte
Rest der alten Marktfreiheiten begraben und der Bürger wird
nun mit der Steuer wie ein anderer Untertan behandelt. Durch
den Umschwung der Verhältnisse, denen der Markt durch viele
Jahrhunderte seinen Wolstand und seine Blüte verdankte, ge¬
zwungen, musste eine jeweilige Marktgemeindevorstehung auf
andere Mittel und Wege sinnen, um die Gewerbsthätigkeit und
den Erwerb der Bürger des Marktes zu sichern. Die Vieh-
und Pferdemärkte, welche die Umsicht der Gemeindevorstehung