Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

gestellt, suchte er sich vor den Richtern in einer langen, dunklen 
und verworrenen Rede zu rechtfertigen, wurde aber zu lebens¬ 
länglicher Einsperrung verurtheilt; er starb 1544 im Gefäng¬ 
nisse, der Sage nach zu Krempelstein. 
Die Saat der neuen Lehre trug bald ihre Früchte. Die 
Bauern in Schwaben und Franken legten die evangelische Frei¬ 
heit, welche Luther predigte, als Freiheit von Gilten, Zehent 
und Robot aus, erhoben sich wider ihre Herren und begannen 
einen furchtbaren Krieg, der unter dem Namen des grossen 
deutschen Bauernkrieges bekannt ist. Mehr als 
100.000 Menschen kamen in den zwei Jahren des Aufstandes 
um’s Leben, mehr als 1000 Schlösser, Klöster und Kirchen 
giengen in den Flammen zu Grunde. Dieser aufrührerische 
Geist, mit welchem Luther die Köpfe der Bauern durch seine 
Lehre von der evangelischen Freiheit ansteckte, breitete sich 
auch über Thüringen und Schwaben aus, pflanzte sich selbst in 
das salzburger Hochstift fort, Obwol die Herzoge von Baiern 
mit aller Macht den Bestrebungen der freiheitslustigen Bauer¬ 
schaft steuerten, so fingen doch die Bauern um Schardenberg 
und Schärding herum gegen die Obrigkeit und ihre Anordnun¬ 
gen laut zu murren an, so dass sie geheimer Verbindungen 
mit den aufrührerischen Bauern im Salzburgischen verdächtig 
wurden. 
Herzog Ernst empfing niemals die Bischofsweihe, war 
daher nur immer Administrator des Hochstiftes Passau, während 
der Weihbischof das geistliche Amt verwaltete. Da Herzog 
Ernst 1540 zum Erzbischof von Salzburg erwält wurde, erhob 
das Domcapitel zu Passau seinen Propst W o 1 f g a n g Gra¬ 
fen von Salm einmütig auf den bischöflichen Stul. Unter 
diesem ausgezeichneten Fürsten wurde Passau zu einem weithin 
berühmten Sitz der Künste und Wissenschaften. Er umgab 
sich mit einem Kreise von Gelehrten und Künstlern, unter welchen 
auch sein Erzieher, der Archäolog Thomas Velder, genannt 
werden kann, der später die Stelle eines Mautners zu Obern¬ 
berg bekleidete. 
Indess wuchs aber die Bewegung dem Kaiser Karl V. 
über den Kopf. Gedrängt von den Ständen, welche der Lehre 
Luthers anhiengen, geängstigt von den Türken, musste sich 
Karl V. herbeilassen, den sogenannten passauer Vertrag 
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