Volltext: Jugend-Fürsorge in Oberösterreich

Aus diesen Ziffern mag man ermessen, welche Fülle von Arbeit die 
Bezirksstellen des Landes-Jugendamtes allein auf dem Gebiete der Rechts— 
fürsorge und Alimentenbeschaffung zu leisten haben und welche Entlastung 
das Armenbudget der Gemeinden durch die Einbringung der Alimente 
von den privatrechtlich Verpflichteten erfährt. 
Inm folgenden zwei Beispiele, die in knappster Form über die Tätig— 
keit der Generalvormundschaft berichten (mit Absicht sind keine sogenannten 
Prunkbeispiele gewählt): 
1. Tätigkeitsbericht der Generalvormundschast St. Florian 
für das Jahr 1929. 
Das Tätigkeitsgebiet der Generalvormundschaft St. Florian erstreckt 
sich auf fünf Ortsgemeinden, deren Bevölkerung zum größten Teile in der 
Landwirtschaft Beschäftigung findet. Da Industrie im Bezirke nicht stark 
vertreten ist, erreicht die Arbeitslosigkeit selten einen größeren Stand. Der 
Bezirk St. Florian gehört zu den ertragreichsten des Bundeslandes Ober— 
österreich, ein Umstand, der sich auch bei der Tätigkeit der Generalvormund— 
schaft nicht ungünstig bemerkbar macht. 
Am 1. Jänner 1929 standen 438 Mündel unter der Generalvormund— 
schaft St. Florian; der Zuwachs im Jahre 1929 betrug 76 Mündel, so daß 
am 31. Dezember 1929 514 Mündel unter Führung der Generalvormund— 
schaft standen. 
Von den 18 eingebrachten Vaterschaftsklagen waren mit Ende des 
Jahres 15 erfolgreich zu Ende geführt. 
— Anträge auf erstmalige Festsetzung der Unterhaltsleistung wurden 59, 
auf Erhöhung 9 gestellt. In 11 Fällen mußte Rekurs ergriffen werden. 
Gegen zahlungsunwillige Kindeseltern brachte die Generalvormund— 
schaft 163 Pfändungsanträge bei Gericht ein, von denen 139 zu einem 
Erfolge führten; in 22 Fällen mußte der Dienstgeber als Drittschuldner 
mit einer Klage haftbar gemacht werden. 1* 
Die öffentlich-rechtliche Armenversorgung der Heimatgemeinde wurde 
lediglich in 22 Fällen beansprucht; bei einer Mündelzahl von mehr als 
500 gewiß ein sehr geringer Prozentsatz. 
Die Mündel-, Zieh- und Pflegekinder des Bezirkes wurden in kurzen, 
regelmäßigen Abständen von der Generalvormundschaft besucht und die 
Pflege und Erziehung überprüft; die im Jahre 1929 erreichte Zahl der— 
artiger Erhebungen beträgt 1076. 
1955 Personen haben im Laufe des Jahres bei der Generalvormund— 
schaft um Rat und Hilfe vorgesprochen; in 69 Fällen wurde die General— 
vormundschaft von auswärtigen Aemtern und Behörden um Gewährung 
der Amtshilfe ersucht. 
Der durch freiwillige Zahlung, Klagen, Pfändungen usw. von der 
Generalvormundschaft hereingebrachte und in Empfang genommene 
Betrag an Mündelgeldern erreichte die Summe von'31. 190 8 47 g. 
Wenn man berücksichtigt, daß ein großer Teil der zahlungspflichtigen 
Kindeseltern direkt den Pflegeeltern zahlt, so muß man zugeben, daß für 
den notwendigen Unterhalt der Mündel des Bezirkes von seiten der 
Generalvormundschaft jede mögliche Vorsorge getroffen wurde. 
Die Kanzlei hatte einen Posteinlauf von 2646 und einen Auslauf 
von 2227 Stück zu verzeichnen. i
	        
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