Volltext: Oesterreich-Ungarn nebst angrenzenden Theilen der unteren Donauländer, von Bayern und Ober-Italien

12. Boute : Meran. 
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welchem in der Eiszeit der Passeierer Gletscher mit dem grossen 
Etschgletscher zusammenstiess, ist eine geognostisch sehr inter¬ 
essante. Küchelberg und die ganze Umgebung des Schlosses Tirol ist 
eine alte Moräne, ebenso die Abhänge von Marling und Tscherms bis 
gegen Tisens hinab. Die nordwestlichen Spitzen bestehen aus Gneis, 
der Ifinger aus Granit (Tonalit), der sich von Lana ab gegen Ulten 
hinein fortsetzt. Die Laugenspitze ist Porphyr, ebenso der nach Sarn- 
thal und Bozen sich hinziehende Bergrücken, auf dem sich viele Mo¬ 
ränen abgelagert haben. Das ganze untere Passeier besteht aus Gneis. 
Meran erfreut sich eines sehr milden Klima's; die Sommerhitze 
ist weitaus nicht so drückend wie in Bozen und wird zumal gegen 
Abend durch einen kühlen Wind aus Passeier gemildert. Infolge 
dessen wird es zu jeder Saison von Tausenden von Fremden be¬ 
sucht und hat sich zu einem klimatischen Kurort von europäischer 
Berühmtheit aufgeschwungen. Es ist nicht nothwendig, im Hoch¬ 
sommer die Gegend zu verlassen; Tartschins; Josephsberg und die 
oberen Thäler, wie Passeier, Ulten, bieten angenehmen Aufenthalt., 
ja selbst in Obermais ist es noch auszuhalten. 
Klimatisches. Die Luft in Meran 
ist trocken und vom Oktober bis 
Januar fast völlig wind still; die 
mittlere Jahrestemperatur beträgt 
12,50 C. (Berlin 9°, München 7,5°), 
und nur selten und nur früh Morgens 
fällt das Thermometer bis auf 9° unter 
Null; Sclinee fällt nur wenig und 
bleibt selten mehrere Tage liegen, 
der Winter ist im ganzen 7—8 Wochen 
kürzer als anderwärtsinDeutschlancf. 
Brustkranke können vom November 
bis März durchschnittlich an 72 Ta¬ 
gen im Freien sitzen, an 51 Tagen 
im Freien sich bewegen und sind nur 
an 28 Tagen genöthigt, das Zimmer 
zu hüten. Einrichtungen der Woh¬ 
nungen und Oefen sind gut. Der 
März ist, wie überall, so auch hier 
für Kranke der ungünstigste Monat.. 
Die Stadt besteht eigentlich nur aus einer einzigen Strasse, die 
sehr eng und abschüssig und in ihrer untern Hälfte, von der 
Hauptkirche an, mit »Lauben« (Arkaden) versehen ist, die ihr ein 
italienisches Ansehen geben. Diese Lauben enthalten sämmtlieh 
Verkaufsläden, und öffnen sich dahin auch nach italienischer Sitte 
die Werkstätten der Gewerbtreibenden. 
Der Stadttkeil oberhalb der Pfarrkirche heisst Steinach und ent¬ 
hält seiner geschützten, sonnigen Lage wegen vorzugsweise viele 
Fremdenhäuser. Zum KurbezirJc Meran gehören ausser der Stadt 
noch die Gemeinden Grätsch, Ober- und Untermais, mit sehr ele¬ 
ganten Villen, von Herrschaften besucht. In Untermais ein grosses 
Hôtel, welches jedoch noch keinen Pächter gefunden hat. 
Gegen die seitens der wilden Passer oft drohende Gefahr der 
Ueberschwemmung ist die Stadt durch eine hohe Ufermauer (Gi¬ 
selapromenade ) geschützt, an der das hübsche Kurhaus (mit Kon¬ 
zertsaal, Lese-, Konversations- und Spielzimmer, Speisesaal, Kaffee¬ 
haus) steht und die im Winter den Hauptspaziergang von Meran 
bildet. Weitere sehr hübsch angelegte Promenaden sind am rechten
	        
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