Der Gardasee.
Der Gardasee, der Lacus Benacus der Römer und Garden¬
see des Mittelalters, ital. Lago di Gardci, dankt seinen Namen
dem kleinen Städtchen Garda, das östlich vom Cap S. Vigilio
in einer Bucht des Sees gelegen, heute kaum von irgend¬
welcher Bedeutung ist. Die Bezeichnung geht wohl auf eine
altgermanische Wurzel Garda, unser neuhochdeutsches „Warte“,
zurück und bezog sich ursprünglich auf ein dort vorhandenes
festes Schloss, das vielleicht schon die Römer errichtet und
später eindringende Gothen, in Besitz genommen hatten. Karl
der Grosse setzte hier einen Gäugrafen ein, die Ansiedlung
unterhalb der Warte ward von .Bedeutung und der bisherige
Benacus im Laufe der Zeit nach der Burg und dem Ort
benannt.
Der Gardasee liegt auf der Grenze von Tirol und Italien
in einer dem Etschthal -parallelen, nordsüdlich verlaufenden
Thalsenkung, die auf der, östlichen Seite der langgestreckte
Rücken des Monte Bälde begrenzt, während an der Westseite
die Ausläufer der Judicarisehen Alpen ihre jäh abstürzenden
Felshäupter erheben. Bei einer grössten Länge von fast
52 km und einer zwischen 4 und 17 km wechselnden Breite
umfasst seine Wasserfläche 370 qkm, soclass er, obwohl hinter
dem Bodensee (538 qkm) und dem Genfersee (573 qkm) be¬
trächtlich zurückbleibend, doch das grösste Süsswasserbecken
am südlichen Fusse der Alpen darstellt. Nur ein kleiner
Theil des Sees —* 115 seiner Fläche— gehört zu Oesterreich,
der weitaus umfassendere zu Italien, unter dessen Seen er
den grössten Flächeninhalt aufzuweisen hat. Seine Tiefe ist
mit Ausnahme des in das Flachland hinausstrebenden süd¬
lichsten Theiles verhältnissmässig sehr bedeutend und beträgt
im Mittel 135 m; da die Meereshöhe des Sees nur 65 m,
reicht seine Sohle also noch unter den Meeresspiegel hinab.
Bei Messungen, die das hydrographische Amt der kgl. italieni¬
schen Marine 1882 und 1887 ausführte, wurden als grösste
Tiefe 246 m zwischen Muslone und Castefletto ermittelt.
Den hauptsächlichsten Zufluss dieses gewaltigen Wasser¬
beckens bilden die aus der Adamello-Gruppe kommende, bei
Torbole mündende Sarca, sowie die Gebirgsfliisse der West¬
seite: Pönale, Tignalga (Campione), Brasa und Toscolano,