2 Allgemeines.
dann kleinere von Monte Baldo herabkommende Wasserläufe
des Ostufers und schliesslich zahlreiche aus dem Seegrunde
selbst aufsteigende Quellen, unter denen auch einige Schwefel¬
thermen in der Nähe der zwischen Peschiera und Desenzano
vorspringenden Halbinsel Sirmione Erwähnung verdienen.
Der einzige Abfluss des Sees ist der Mincio, der bei Peschiera
austritt und südöstlich von Mantua in den Po sich ergiesst.
Die Farbe des Gardasees ist ein herrliches Blau von
krystallner Klarheit, wie sie bei keinem anderen Alpensee zu
finden ist. Die Wärme seines Wassers übersteigt selten 20° C.
und fällt im Winter fast nie unter 7° C.
Ungemein malerisch ist die Umrahmung s e i n e r U f e r:
felsige Steilwände auf der nördlichen Westseite'), die oft
noch im Juni schneebedeckten Kuppen des bis zu 2218 m
ansteigenden Monte Baldo auf dem Ostufer umfassen mit dem
Monte Brione im Norden die weitaus grössere Hälfte des in
unvergleichlichem Tiefblau leuchtenden Wasserspiegels. An
den Hängen und Lehnen des mittleren, in seinem nördlichen
Theile von fast kahlen Felsschroifen überragten Brescianer
Ufers sprosst ein wahrhaft südlicher Pflanzenwuchs. Neben
dem auch im Sarcathal bei Arco vorkommenden Olivenbaum
gedeihen an geschützten Stellen die Orange und die Citrone,
die Aloe ist in mannshohen Exemplaren vertreten, schlanke
Cypressen und immergrüne Lorbeerbäume heben ihre leicht
kenntlichen Formen deutlich ab von dem Grau der hinter
ihnen ansteigenden Kalkschroffen. Auch das Veroneser Ufer
weist ausgedehnte Olivenwälder und namentlich in seiner
unteren Hälfte, der sich die weniger abwechslungsreiche
Hügelumrahmung des Südgestades anreiht, reiche Obst- und
Weingärten auf.
Berühmt ist der Fischreichthum des Sees; seine
Lachs- und Flussforellen, Hechte, Aale, Karpfen, Barsche,
Barben u. a. hatten schon in alten Zeiten einen guten Kuf
und bilden heute noch einen bedeutenden Ausfuhrartikel der
Seeanwohner. Als die schmackhaftesten und feinsten Fische
gelten die beiden Lachsforellen, der Carpione (Salmo carpio),
der bis D/g Pfund schwer wird und nur im Gardasee Vor¬
kommen soll, und die bedeutend grössere bis 10 kg wiegende
Trota (Salmo fario). Die gewöhnliche Fangstelle derselben
ist das Mündungsgebiet der Sarca. Ungemein zahlreich kommt
die ebenfalls recht schmackhafte Sardella, eine Art Häring, vor,
die in grossen Zügen den See durchzieht und in Mengen ge¬
fangen wird. Hauptfangplatz für Aale ist der Seeabfluss bei
Peschiera.
i) Nach der nahen Stadt Brescia nennen die Italiener die
Westseite „Riviera bresciana“, während die Ostseite nach der Stadt
Verona als die „Riviera veronese“ bezeichnet wird.