Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

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Obermais. 
Wenige Schritte hinter der Kirche liegt der Scliillerhof, 
mit einer Schillerbüste von Prof. Zumbusch inmitten schöner 
Gartenanlagen. Der Schillerhof war lange Jahre Wohnsitz des 
Dichters Oskar Freiherrn von Redtwitz, der bis zu seinem 
1891 erfolgten Tode ein treuer Gast des „tirolischen Para¬ 
dieses“ gewesen und dessen von Prof. Zumbusch modellirte 
Marmorbüste im Herbste 1894 im nahen Elisabethgarten auf¬ 
gestellt wurde. 
Kechts vom Obermaiser Fahrweg, in gerader Linie ober¬ 
halb des Schlosses Winkel, ragt der schlossartige Ansitz 
Knillenberg auf, den der seiner Tapferkeit im Türkenkriege 
halber geadelte Andreas Knilling 1513 als Edelsitz Zekolf 
erworben hatte. Unter seinem Nachkommen Nikolaus wurde 
das Gut 1616 an Johann Eckhart von Bosenberg veräussert, 
von dessen Erben es 1641 an den Churer Bischof Johannes 
Flugi, Freiherrn von Aspermont, verkauft wurde. Aus dem 
Besitz der Flugi, deren letzter Sprössling 1776 in tiefer Armut 
endete, ging das Stammschloss wieder an einen Knillenberg 
über, der 1812 ohne männliche Erben verstarb. Jetzt ist das 
Schloss im Besitz der Freiherren von Giovanelli in Bozen. 
Oestlich von der Einmündung des Obermaiser Fahrwegs 
in die Lange Gasse liegt Schloss Reichenbach, das seinen 
Namen einem im 15. und 16. Jahrh. hier hausenden schwä¬ 
bischen Edelgeschlecht dankt. 1544 ging es an die Herren 
von Wanga, Besitzer von Bubein, über, von denen es 1572 
die Knillenberger erwarben, deren letzter, Sebastian Knillen¬ 
berg zum Reichenbach im Jahre 1808 starb. Nach aber¬ 
maligem Besitzwechsel ward der Ansitz 1854 von dem be- 
Tühmten Kurarzt Dr. Franz Tappeiner erworben, der ihn in 
altertümlichem Stile geschmackvoll restauriren und dabei eine 
ungemein malerische Gartenanlage hersteilen liess, deren 
Besuch jedermann gestattet ist. 
Noch weiter östlich überragt Schloss Rundegg als höchst¬ 
gelegenes der Obermaiser Schlösser mit seinem mächtigen 
Turm die Gegend. 
Der Edelsitz war 1714 von der Veltliner Familie Paravicini er¬ 
worben worden, deren erster, Bernhard, von Hufeland in seiner Makro¬ 
biotik als Beispiel eines Langlebigen aufgezählt wird. Als 82jähriger 
batte er sich zum vierten Male mit einem achtzehnjährigen Fräulein, 
Marianne von Zinnenberg, vermählt, die ihm sieben Kinder gebar, 
wovon ihn drei Söhne und zwei Töchter überlebten. Eine Tochter 
kam einen Monat nach seinem Tode zur Welt. Die Ruhestätte Para- 
vicinis und seiner Familie befindet sich mitten im Langhause der 
Meraner Pfarrkirche. Das lange Grabgewölbe ist noch vorhanden, 
aber sonst ist jede äussere Spur der Grabstätte verschwunden. Das 
Schloss ist noch jetzt im Besitz seiner weiblichen Nachkommen. 
Dem Schlosse Rundegg nördlich gegenüber liegt Schloss 
Rottenstem, dessen Erbauer, die Edlen von Bottenstein, zur 
Zeit des Markgrafen Ludwig von Brandenburg um 1531 nach
	        
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