Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

Gilfpromenade. Tappeinerweg. 
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weiter oben überspannt der Steinerne Steg, ein Bauwerk 
des 17. Jahrh., mit kühnem Bogen den Fluss, der tief unten 
sein Bett aus den Felsen gewaschen. Hinter dem Steinernen 
Steg beginnt die 
Gilfpromenade die in Bezug auf Seltenheit und Keich- 
tum ihres südlichen Pflanzenwuchses die bisher durchwanderten 
Pflanzungen noch übertrifft und mit dem anschliessenden 
Tappeiner-Weg unbestritten den Glanzpunkt aller An¬ 
lagen des Kurbezirkes bildet. Am Ende der Anlagen, unter¬ 
halb der auf steilem Fels ragenden Mauern der Zenoburg 
(S. 53), gestattet eine Kanzel den Einblick in die tiefe Fels¬ 
schlucht der Gilf (von gola = Schlund), einen engen Durch¬ 
bruch, den die Passer in stätem, nimmer rastendem Mühen 
sich hier durch das Gestein gebahnt hat. Wer die grausige 
Tiefe der Klamm von hier aus prüfenden Blickes ermisst, 
wird kaum geneigt sein, mit einigen Geschichtsforschern 
anzunehmen, dass dieser Durchbruch erst nach dem 8. 
Jahrhundert unserer Zeitrechnung entstanden sei und die 
Passer früher ihren Weg mehr südöstlich jenseit Obermais 
genommen habe. 
Sorgsam angelegte und gepflegte Pfade von ganz geringer 
Steigung, um Leidenden auch die Benutzung von Bollwagen 
zu ermöglichen, führen aus der Gilf hinauf zu dem an der 
südwestlichen Lehne des Küchelberges sich hinziehenden, aus¬ 
sichtsreichen Tappeiner-Weg, einer Neuschöpfung der letzten 
Jahre, für welche der um das Kurwesen Merans ausserordent¬ 
lich verdiente Arzt Dr. Franz Tappeiner in hochherziger 
Weise den Betrag von 50 000 Gulden spendete. Der Weg ist 
so hübsch angelegt, gewährt einen so lohnenden und gleich¬ 
zeitig orientirenden Blick auf die Stadt mit ihrer reizen¬ 
den Umrahmung, dass es sich unbedingt empfiehlt, von der 
Gilf aus statt desBückweges durch die Anlagen die Wanderung 
auf dem Tappeiner-Weg fortzusetzen und an seinem westlichen 
Abschluss auf ebenso bequemen Serpentinen zur Stadt abzu¬ 
steigen. 
Von der Gilf aus überqueren wir dabei die neue „Kaiser¬ 
strasse“ nach Schloss Tirol und ins Passeierthal und kommen 
am Pensionshotel Ortenstein vorüber zum Pulverturm, der, 
wie bereits erwähnt (S. 16), auf römischer Grundlage ruht 
und ursprünglich einen Teil der Befestigaug des römischen 
Lagers bildete; später soll er zu dem Schlosse Ortenstein 
gehört haben, als dessen Ueberbleibsel das sog. Hohe Haus 
unmittelbar hinter dem Passeirerthor angesehen wird. Seinen 
Namen dankt er der im 17. Jahrh. erfolgten Verwendung als 
Pulvermagazin, das aus dem landesfürstlichen Kelleramt 
grösserer Sicherheit halber hierher verlegt wurde. Bei dem 
Pulver türm liegt der Tappeiner-Platz, der einen schönen 
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