Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

von Meran. 
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Kurz vor seinem Tode schrieb er an seinen Freund von Püchler in 
Neumarkt einen höchst merkwürdigen Brief, dessen Schluss lautete: 
„Ade, du schnöde Welt! So leicht kommt mir das Sterben vor, dass 
mir nicht einmal die Augen nass werden“. 
Am 20. Februar sollte das blutige Urteil an Hofer vollzogen 
werden. Um 11 Uhr Vormittags stand Hofer in der Mitte eines im 
Vierecke aufgestellten Grenadierbataillons. Er betete hier mit dem 
beigegebenen Priester noch einige Zeit. Darauf reichte man ihm ein 
weisses Tuch, um sich die Augen zu verbinden; er lehnte es aber ab. 
Man bedeutete ihm, sich auf die Kniee niederzulassen; er that es 
nicht, indem er sagte : „Ich will dem, der mich erschaffen hat, stehend 
meinen Geist zurückgeben“. Nach einer kleinen Pause rief er laut: 
„Hoch lebe Kaiser Franz!“ Darauf betete er mit emporgehobenen 
Händen noch einige Minuten. Jetzt winkte er den Soldaten und com- 
mandirte selbst mit lauter Stimme: „Gebt Feuer!“ Die sechs ersten 
Schüsse trafen schlecht; denn der Held sank nur in die Kniee und 
auf die eine Hand. Die sechs folgenden streckten ihn zwar zu Boden; 
aber sie töteten ihn nicht; er schien sich aufrichten zu wollen. Erst 
der 13. Schuss, indem ein Soldat ihm die Mündung der Muskete an 
den Kopf setzte, machte dem Leben des unerschrockenen Märtyrers 
ein Ende.“ (Stampfer, Geschichte von Meran.) 
Bis 1814 blieb Tirol, mit ihm Meran und das Burggrafen¬ 
amt, abermals bairisch. So sehr man während des ersten Ab¬ 
schnitts der bairischen Herrschaft Grund zu Klagen gehabt 
hatte, so wenig war dies jetzt der Fall. In Folge der neuen 
Grenzregulirung, welche Südtirol bis oberhalb Gargazon mit 
Italien vereinigt hatte, war Meran Grenzstadt und damit der 
Stapelplatz eines ausgedehnten einträglichen Schleichhandels 
über den Nonsberg geworden; der Wein seiner Umgebung 
fand nach Baiern vorzüglichen Absatz und stieg sehr im Preise, 
sodass in finanzieller Hinsicht das Burggrafenamt kaum jemals 
bessere Zeiten gesehen hatte. Dabei vermied das bairische 
Begiment diesmal seinen früheren Fehler der Einmischung in 
althergebrachte kirchliche und gemeindliche Verhältnisse fast 
vollständig, sodass höchstens über die starke Rekrutirung Klage 
geführt werden konnte und man schon anfing, sich mit dem 
neuen Zustand der Dinge allmählich auszusöhnen. Wenigstens 
war man deutsch geblieben und nicht wie Bozen unter wälsche 
Herrschaft gekommen. Die Besuche des leutseligen bairischen 
Kronprinzen Ludwig von 1810 und 1811, dem es hier so gut 
gefiel, dass er sich in Obermais ankaufen wollte, trugen zu 
diesem allmählichen Wandel der früher gut österreichischen 
Gesinnung begreiflicher Weise auch ihr Teil bei. Trotzdem 
regte es sich, als Napoleons Stern seit dem Rückzug aus 
Moskau im Erbleichen begriffen und damit auch Baierns Macht 
gefährdet war, zu allererst wieder im Burggrafenamte. Man 
verweigerte die weitere Rekrutenstellung, sodass am 80. April 
1813 ein Commando von 700 Mann zur Durchführung derselben 
in Meran einrücken musste. Nach dem Siege bei Leipzig’ 
ward die Partei der Kaiserlichgesinnten schon zuversichtlicher; 
am 12. Dezember 1813 drang eine Schar Passeirer in Meran 
ein, nahm die bairischen Beamten gefangen und sandte sie
	        
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