Volltext: Geuter's Neuer illustrirter Führer von Meran und Umgebung [41-42]

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Zur Geschichte 
23. November wieder mit vermehrter Macht vor Meran, wo 
Tags darauf Baraguay d’Hilliers selbst eintraf. Bei der Toll 
fielen am Vormittag des 25. die letzten Schüsse in dem un¬ 
gleichen Kampf; schon Nachmittags besetzten die Franzosen 
die Dörfer Partschins und Algund, die ihre Unterwerfung an- 
geboten hatten, und Ende November war dank der Vermittelung 
einiger Geistlichen und des weisen Masshaltens Baraguay 
d’Hilliers das ganze Burggrafenamt „pacifieirt“ und in Händen 
der Franzosen, die im Vinschgau dem Abkommen gemäss 
jedoch nur bis Babland vorrückten. 
„Nur eine Person verursachte den französischen Generalen Furcht 
und Sorge, und diese war der Obercommandant Andreas Hofer. Es 
war ein Preis von 1500 fl. auf seinen Kopf gesetzt und doch konnte 
er längere Zeit in seinem Verstecke auf dem Brantacher Berge nicht 
aufgejagt werden. Endlich fand sich eine Judas-Seele, die sich das 
Blutgeld verdiente; es war der sittlich und finanziell herabgekommene 
Passeirer Josef Raffl. Am 27. Jänner 1810 Nachts schickte General 
Huard, der Commandant von Meran, den Capitain Renouard mit 
1500 Mann, 30 Gensdarmen und 70 Jägern zu Pferd nach Passeier. 
Wegweiser der Truppe war der Verräter Raffl, der das Versteck Hofers 
wusste. Am 28. Jänner um 4 CJhr Morgens standen 600 Mann vor der 
Alpenhütte und Wohnung Hofers. Hofer, sein Weib und sein Sohn 
samt seinem Schreiber Sweth wurden gefangen genommen und ge¬ 
bunden. Rohe Soldaten höhnten und schlugen den Gebundenen und 
rauften so gewaltsam Haare aus seinem ehrwürdigen Barte, dass über¬ 
all Blut herabrann und der ganze Bart bei der grossen Kälte zu blu¬ 
tigem Eis erstarrte. Kein Klageton kam über Hofers Lippen, und 
als die Seinigen über Kälte und Schmerzen klagten, war er es, der 
sie tröstete : ,,Seid standhaft und leidet mit Geduld dann könnt ihr 
von euren Sünden etwas abbüssen“. Nun ging der beschwerliche Zug 
den mit hohem Schnee bedeckten Berg hinab zum Sandhofe, wo ihrer 
die andere Abteilung des ausgezogenen Corps mit Kanonen und Ca- 
vallerie harrte, und unaufhaltsam weiter nach Meran. Am Passeirer- 
thore waren viele französische Offiziere versammelt. Der lange Zug 
bewegte sich unter klingendem Spiele durch die Laubengasse, und 
wie die Bürger von Meran den gebundenen und entstellten Sandwirt 
erblickten, weinten und schluchzten sie; denn jeder echte Tiroler 
fühlte sich in dem Repräsentanten Tirols misshandelt und beschimpft. 
Hofer ward nun zum General Huard geführt und von ihm verhört. 
Unumwunden sagte er hier, dass er der Urheber des Tiroler Auf¬ 
standes gewesen, dass er als solcher von Seiner Majestät dem Kaiser 
von Oesterreich aufgefordert worden sei, nach dem Friedensschlüsse 
aber zur Fortsetzung desselben von seinen Leuten unter Androhung 
des Todes gezwungen worden sei. Am folgenden Tage (29. Jänner) 
liess Huard die Gefangenen nach Bozen liefern. General Baraguay 
d’Hilliers befahl die Freilassung der Gattin und des Sohnes und Hofers 
bessere Behandlung. Nach einem herzzerreissenden Abschiede wurde 
Hofer nebst Sweth nach Mantua abgeführt, wo er am 5. Februar an¬ 
kam. Unter Bissons Vorsitz wurde über Hofer in der Nacht vom 18. bis 
19. Februar Kriegsgericht gehalten, aber es gab keine entscheidende 
Majorität für den Tod. Auf die Anfrage in Mailand kam die Antwort: 
„Andreas Hofer ist binnen 24 Stunden zu erschiessen“. So befahl es 
Napoleon. Hofer, dem dieses Urteil am Morgen des 20. Februar feier¬ 
lich angekündigt würde, war darauf gefasst und benahm sich mit einem 
bewunderungswürdigen Gleichmute, Gott und seinem Kaiser treu er¬ 
geben bis in den Tod. Dem General Bisson, der Tags vorher zu ihm 
in das Gefängnis gekommen war mit der Einladung in französische 
Dienste zu treten und dadurch sein Leben zu retten, erwiderte er: 
„Ich bleibe dem Hause Oesterreich treu und dem guten Kaiser Franz.<l
	        
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