Volltext: Meran und Umgebung mit der Vintschgaubahn [225-226]

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Zur Geschichte von Meran. 
Für die bewiesene Anhänglichkeit machte Friedrich 
1416 seine getreue „Statt an Meran“ zum Getreidestapel¬ 
platz für das Land, indem er bestimmte, daß alles Ge¬ 
treide aus dein Vintschgau und den anderen Tälern auf 
den Markt nach Meran zu führen und dort feilzuhalten 
sei. Auch die alten Freiheitsbriefe und Vorrechte der 
Stadt wurden 1418 von ihm aufs neue bestätigt. Als 
Meran 1419 durch den Ausbruch des Passeirer Sees1) 
schwer geschädigt wurde — ein Teil der Stadt, die Passer- 
brücke, das Spital am rechten Ufer mitsamt der Kirche 
wurden weggerissen, 400 Menschen sollen dabei ertrunken 
sein — nahm sich Friedrich seiner bedrängten Haupt¬ 
stadt nach Kräften an und sorgte für baldige Besei¬ 
tigung der Schäden. 
Herzog Friedrich starb 1439 und hinterließ das Land 
seinem minderjährigen Sohne S i g i s m u n d , der bis 
1490 regierte und ebenfalls vieles für die Stadt tat. 
Bleibende Denkmäler hat er sich gesetzt durch den mit 
seiner Unterstützung 1483 vollendeten Neubau der Spital- 
kirche in Untermais und in dem zwischen 1446 und 1480 
aufgeführten Fürstenhaus, der sog. landesfürstlichen Burg, 
in der er mit seiner Gemahlin Eleonore von Schottland 
öfters weilte. Da Sigismund keine Leibeserben hatte, 
übertrug er, 63 Jahre alt, im Einverständnis mit den 
Ständen alle seine Rechte auf die ober- und vorder¬ 
österreichischen Lande seinem Vetter, dem römischen 
Könige Maximilian, und mit dem Meran er Landtage von 
1495, der diese Übertragung durch einen feierlichen Akt 
bestätigte, darf die Geschichte Merans als Landeshaupt¬ 
stadt füglich als abgeschlossen betrachtet werden. 
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielten Meran und 
das Burggrafenamt wiederum eine Rolle in der Ge¬ 
schichte des Landes. Tirol fiel im Jahre 1805 an Frank- 
des Müllers folgend, sich rasch auf einen hinter der Mühle stehen¬ 
den Wagen legte und von dem Müller hoch mit Dünger überdecken 
ließ. Diese Begebenheit wurde in der geschichtlichen Erzählung 
„Fürst und Vaterland“ (Herder, Freiburg 1893) von Alois Menghin 
poetisch verwertet; vgl. auch Ruine Kastelbell. 
*) Der See war erst 1401 bei Rabenstein in Hinterpasseier durch 
einen Bergbruch des Gspellerberges, der das Wasser der Passer 
30 Klafter hoch aufstaute, entstanden und brachte im Laufe der 
Jahre noch mehrmals große Bedrängnisse über die Stadt, so 1503, 
1512, 1572, 1721, 1772 und 1773. Erst 1774 wurde diese stete 
Gefahr durch Trockenlegung des Sees dauernd beseitigt.
	        
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