Volltext: Meran und Umgebung mit der Vintschgaubahn [225-226]

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Zur Geschichte von Meran. 
stützt auf römische Funde, die sowohl in Ober- als in 
Untermais gemacht wurden, nehmen die einen an, daß 
die römische Ansiedelung sich am linken Passerufer be¬ 
funden habe; durch einen Bergbruch aus dem Naiftal 
— das heutige Obermais steht auf Schutthalden des 
Naifbaches — sei später diese römische Stadt Maja hoch 
mit Fels- und Steingetrümmer überdeckt worden und 
so vom Erdboden verschwunden. Anderen Forschern 
wiederum scheint zweifellos, daß dies nicht der Fall war, 
daß ein Bergsturz zu geschichtlich bekannter Zeit nicht 
stattgefunden, und daß die Maja-Feste nur an der Stelle 
der Oberstadt von Meran, im sogenannten Meraner Stein¬ 
ach, gesucht werden könne. Der Pulverturm auf der 
Höhe am^Tappeiner Weg, dessen äußere mittelalterliche 
eine innere Mauer römischer Bauart umschließt, habe 
zu dem Prätorium gehört, das durch Felsensteige mit 
dem Lager verbunden gewesen sei. 
Den Namen dankte die Ansiedelung wahrscheinlich 
ihrer herrlichen, einem immerwährenden Blütengarten 
gleichen Gegend, denn Maja hieß eine altitalische Früh¬ 
lingsgöttin, nach der auch unser Wonnemond Mai be¬ 
nannt ist. 
|Zur Zeit der Völkerwanderung und nach dem Ver¬ 
lust Vindeliciens, des Landes zwischen Inn, Alpen und 
Donau, war die Maja-Feste ein wichtiger Waffenplatz 
der schon ganz romanisierten und durch starke Besat¬ 
zungen geschützten rätischen Provinz. Die inzwischen 
entstandene und zur Maja-Feste gehörende Hochwarte 
Teriolis (Tirol) war im Anfang des 5. Jahrhunderts der 
Sitz eines Tribuns, der die Mannschaften des Präsidiums 
befehligte und eines Präfekten der dritten italischen Le¬ 
gion, dem die Bedeckung des sehr umfangreichen Be¬ 
darfes von Lebensmitteln und anderen Bedürfnissen für 
die römischen Heere oblag. 
Mit dem Vordringen der Börner hatte auch das Chri¬ 
stentum seinen Einzug in Kätien gehalten; schon in den 
ersten Jahrhunderten n. Chr. gab es an verschiedenen 
Orten christliche Gemeinden. Um die Mitte des 5. Jahr¬ 
hunderts ließ sich nach längeren Wanderfahrten, auf 
denen er viel Volk dem Herrn gewonnen hatte, der 
Apostel der rätischen Lande, der hl. Valentin in Maja 
nieder. An ihn erinnert noch heute die St. Valentins- 
kapelle im Naiftal. 
Nach dem Zusammenbruch des Bömerreichs waren 
eine Zeitlang Langobarden und Ostgoten Herren des
	        
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