Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

immer 12 Grad Reaumur am Thermometer zeigt. — Ohne 
gute Luft können die Kühe nicht Milch geben. Jede Kuh 
athmet täglich mindestens 60 Hektoliter schlechte Luft in der 
Nacht aus, mindestens auch noch drei Pfund fettsaure Feuch 
tigkeit. Diese schlechte Luft und dazu das beißende Amoniak, 
welches dem Vieh im Stalle in die Nase fährt, macht das 
Blut dick und schlecht und schlechtes Blut macht weder viel 
noch gute Milch. Schlechtes Blut vergiftet die Lunge; lüftet 
daher bei Tag, besonders aber während der Nacht. Streut 
alle Tage ein paar Hände voll trockene Erde oder Gips auf 
den Mist, damit das beißende Amoniak im Miste bleibt und 
nicht das Blut vergiftet. 
' Ich möchte ferners zur Reinlichkeit des Viehes noch 
etwas empfehlen, nämlich von Zeit zu Zeit das Vieh ganz 
zu waschen und zwar im Sommer mit frischem Wasser, int 
Winter mit wie an der Sonne erwärmten. Was den Winter 
betrifft, läßt sich dieses in einem warmen Stalle recht gut 
machen. Die Stallthüren bleiben verschlossen, bis alles Vieh 
trocken ist; wenn man beim Waschen nicht zu lange braucht, 
wird man nie einen Nachtheil beobachtet haben. Es ist fast 
unglaublich, wie viel Schmutz auf ein' einmaliges Waschen 
von einem Stück Vieh geht und wie viel schöner und gesünder 
ein so frisch gewaschenes Vieh aussieht. 
Haltet ferner auch auf gute trockene Streu, damit die 
Nässe und der Mist nicht aus der Haut die Wärme zieht und 
die Nässe nicht am Körper verdünsten muß. 
Komme ich in ein Bauernhaus und finde, daß im 
Sommer die armen Thiere im Stalle vor Hitze umkommen 
möchten, daß weder im Sommer noch im Winter dafür ge 
sorgt wird, die schlechte und verdorbene Luft weg und gute 
Luft zuzuleiten, wenn ferner im Winter den Thieren um ihr 
Lager herum der Mist friert, wenn die Kühe in ihrem Kothe 
liegen und man im Stalle bis an den Knöchel in brauner 
Brühe herumsteigt, da sehe ich einen recht liederlichen Hausvater 
aus dem Spiegel herausschaueu; man findet dort auch häufig, 
daß solche Leute mit dem Vieh roh umgehen, man hört im 
Stalle und im Hofe den ganzen Tag toben und schreien, weil 
ihnen das Vieh keinen Nutzen trägt. Bei dem kleinsten Anlaß 
wird das arme Vieh gestossen und geschlagen; ein solcher Haus 
wirt kann sparen wie er will, sein Vieh wird ihm aber bei 
solcher Behandlung wenig Geld ins Haus bringen.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.