Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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kommen, überall vom Volke als widerliche Geschmacksver 
irrungen, d. h. als Unmenschlichkeiten gebrandmarkt werden. 
Wo immer menschliche Gesittung herrscht, gilt der Genuß 
rohen Blutes, erstickter, an Krankheit verendeter oder gar 
schon in Verwesung übergehende Thiere als abscheulich, überall 
wird von gesitteten Menschen einzig nur gekochtes Blut und 
Fleisch solcher Thiere verwendet, welche als gesund befunden 
und in regelrechter Weise geschlachtet sind. 
Aber doch haftet in der Art, wie wir das Fleisch ge 
winnen, so Manches, was den härtesten Tadel aller Thier 
freunde herausfordert. Schon der Transport der Thiere zur 
Schlachtbank ist oft mit vielen Unmenschlichkeiten verbunden. 
Noch mehr muß sich aber unser Unwille steigern, wenn wir 
schen, wie wenig den Thieren die Todesangst und die Schmerzen 
erspart werden. Je schneller, um so menschlicher verfährt der 
Schlächter; wohl dem Schlachthiere das auf schnelle Weise 
vom Leben zum Tode gebracht wird. 
Anerkanntermaßen erfolgt der Tod am schnellsten nach 
Durchschneidung des verlängerten Markes, d. h. desjenigen 
Gehirntheiles, welcher das Gehirn selbst mit dem Rückenmarke 
verbindet. Ein scharfer Schnitt oder Stich in die Tiefe zwischen 
Hinterhaupt und dem ersten Halswirbel und das Thier stürzt 
wie vom Blitze getroffen, leblos nieder. Wie kommt es, daß 
diese Schlachtmethode nun nicht allgemein angewendet wird? 
Der Grund liegt ohne Zweifel in dem althergebrachtem Be 
streben, ein möglichst blutfreies Fleisch zu bekommen. Daher 
die übliche Durchschneidung einer großen Halsschlagader durch 
seitlichen Stich oder Schnitt, um das im Strahle ausfließende 
Blut bequem auffangen und verwenden zu können. Die zum 
Schlachten bestimmten Pferde erhalten den tödtlichen Messer 
stoß in die Brust stehend, sinken erst zu Boden, nachdem der 
Blutverlust ihre Kräfte erschöpft hat. Ochsen, Kühe, Rinder 
und Schweine sollen, ehe sie das Messer zu fühlen bekommen, 
erst durch Schlüge mit der umgekehrten Axt betäubt werden, 
wer aber schon öfters beim Schlachten dieser Thiere zugegen 
war und besonders das Jammergeschrei der Schweine mit 
angehört hat, wird gefunden haben, daß die Thiere, am 
Boden liegend, bald wieder von ihrer Betäubung erwachen 
und nun die Todesangst und Schmerzen in vollem Maße 
durchkosten müssen. Noch viel weniger Umstände macht man
	        
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