Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

Nun Hütte ich die wichtigeren innerlichen und äußer 
lichen Krankheiten der Hausthiere beschrieben und die Mittel 
zu ihrer Heilung angegeben. Freilich werden mir manche vor 
werfen, daß ich zu wenig Mittel, besonders bei den inner 
lichen Krankheiten verordne, manche aber wieder, daß ich die 
Gaben nicht nach dem Gewichte genauer ausdrückte. Da gebe 
ich den ersteren zur Antwort, daß ich kein Medieinkrämer 
bin, auch nicht in den Ruf eines solchen kommen will und 
dem Grundsatz huldige, „Wer viel mediciniert, bringt viel 
um". Wenn der jetzige Menschenarzt in seiner Hausapotheke 
mit 20 bis 25 Mitteln auslangt, dann kann der Thierarzt 
ebenfalls mit so vielen auslangen und doch bei allen inner 
lichen und äußerlichen Fällen geeignete Mittel dabei haben. 
Den anderen gebe ich zur Antwort, daß ich dort, wo ich die 
Gewichtstheile nicht berechnete, darauf hin sündigte, daß ich 
hoffe, daß derjenige, welcher sich mit curieren abgeben will, 
selbstverständlich so viel Verstand haben wird, einem Jährling 
eine geringere Gabe zu geben, als wie einem sechsjährigen 
Hengsten, einem jährigen Rind nicht wie alten Ochsen, sowie 
auch der Menschenarzt einem schwachen Schneiderlein nicht so 
heftig verordnen wird, als wie einem robusten Schmied, 
ebenso auch nicht einem 16jährigen Mädchen, als wie einer 
kräftigen Schweizerin. 
Ich gebe Euch daher den Rath, bleibet bei den Mitteln, 
welche ich Euch angegeben habe, studiert Euch die Haus 
apotheke gut ein, und falls Ihr eine Pflanze, die Ihr nicht 
kennt, kennen lernen wollt, so fraget Euren Herrn Lehrer 
oder mich, sowie man mich immer bereit finden wird, falls 
man mich in dieser kleinen Schrift nicht ganz verstanden haben 
soll, die nöthigen Aufklärungen zu geben. Fraget aber nicht 
jeden wenn Ihr ein krankes Vieh habt, sonst bringt Ihr zu 
viel Rath und Mittel zusammen, wodurch Ihr mehr schadet 
als nützet, denkt nur an das Sprichwort „Viele Köche ver 
salzen die Suppe". 
Nichts als Aerzte will es geben wenn man selbst krank 
ist, oder wenn einem Hausthier etwas fehlt, das hat im fünf 
zehnten Jahrhundert der Hofnarr des Nicolaus von Este, 
Herzogs von Ferrara in Italien, schon seinem Herrn be 
wiesen. Eines Tages fragte ihn der Herzog, ob er wisse, 
welches das stärkste Handwerk in Ferrara sei. Der Narr ant- 
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