Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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mehrten Harnabgang zu erkennen gibt, wobei die Ernährung 
Noth leidet und zuletzt Abzehrung eintritt. 
Erscheinungen: Das Pferd setzt ungewöhnlich viel 
(drei- bis viermal soviel als im gesunden Zustande) wässerigen, 
farblosen Harn von süßlichem Geruch ab, ja die Menge des 
entleerten Urins erreicht oft sogar die Menge des genossenen 
Getränkes und es erfolgt die Entleerung meist ohne Beschwerde. 
Der Appetit ist in der Regel etwas geringer, der Durst aber 
außerordentlich groß und meist kaum zu stillen, das Maul 
und die Zunge ist trocken, die Haut trocken und kühl und das 
Thier läßt eine deutliche Mattigkeit, Schwäche des Hinter- 
theiles und vermehrte Empfindlichkeit der Nieren und Lenden 
gegend wahrnehmen. Der Verlauf der Krankheit ist sehr lang 
sam und erstreckt sich auf Monate. Durch den übermäßigen 
Harnabgang nimmt die Mattigkeit allmählig zu, es tritt Ab 
magerung ein, das Haar wird struppig, die Füße schwellen 
an und es stellt sich ein Zehrfieber ein, welches den Tod 
herbeiführt. 
Ursachen: Genuß von verdorbenem Futter, auch wird 
namentlich schimmliger oder dumpfiger Hafer beschuldigt, 
schimmliges oder durch Regen oder Ueberschwemmung ver 
dorbenes Heu, kalter, kalkhaltiger Getränke, auch den längeren 
Gebrauch harntreibender Mittel kann die Entstehung der 
Harnruhr zugeschrieben werden. 
Behandlung: Zunächst ist natürlich auf die Beseiti 
gung der Ursache, wo solche bekannt ist, hinzuwirken. Kraft 
lose Futterstoffe sind durch nährende, stickstoffreiche Nahrungs 
mittel zu ersetzen, überhaupt ist ein vollständiger Wechsel in 
der Auswahl der Nahrungsmittel, namentlich beim Beginn 
der Harnruhr oft hinreichend, um Heilung zu erzielen. Bei 
vorgeschrittenem Leiden gibt man Abkochungen von Eichenrinde 
oder Tormentillwurzel 30 Gramm auf 3 Ji Liter Wasser oder 
man gibt Alaun 20—30 Gramm in schleimigen Flüssigkeiten 
gelöst, nach Professor Zipperlein und Reicherter ist auch der 
Bleizucker 5 Gramm in Aufguß von Baldrian von sehr guter 
Wirkung. Wiederholte trockene Frottierungen, warmer gut ge 
streuter Standort und wie schon erwähnt, ein kräftiges leicht 
verdauliches Futter unterstützen die Wirkung der Arzneimittel 
wesentlich.
	        
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