Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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die Genesung zustande kam. Alle diese empirischen Mittel sind 
auf dem Wege des Probierens gefunden worden. Selten sind 
aber die Fälle ganz gleich, oder es liegt in der Naturkraft 
des leidenden Thieres, welche verschieden sein kann, so richtet 
sich auch darnach der Erfolg, die Anerkennung oder Verwer 
fung dieser Mittel. 
Die rationelle Methode setzt einerseits eine genaue Kenntnis 
des inneren Baues und der Thätigkeit eines Organes, sowie 
der Störungen, welche in demselben auftreten können, vor 
aus; sie verlangt andererseits eine genaue Kenntnis von der 
Wirkung derjenigen Mittel, welche unter den verschiedenen 
Umständen solche Organsstörungen auszugleichen imstande sind. 
Daß auch mit dem rein rationellen Verfahren mit ganzer 
Sicherheit ein bestimmter Heilerfolg nicht immer erwartet wer 
den kann, beruht in dem manchmal von einander abweichen 
den Lösungsverhältnis zwischen dem Krankheitsstoff und dem 
angewandten Mittel. Wir ersehen daraus, daß weder das 
eine noch das andere Verfahren in seiner Reinheit für die 
Anlage eines Curplanes paßt. Beide mit einander vereint, 
sind die einzige richtige Waffe in der Hand des Praktikers, 
um gegen die Krankheit anzukämpfen, denn in manchen Fällen 
bleiben uns krankhafte Veränderungen verborgen, welche unsern 
noch so ausgezeichneten Forschungen entgehen oder wir nehmen 
erst Veränderungen wahr, denen bloß mit Hilfe empirischer 
Mittel beizukommen ist. Was den Zeitraum betrifft, wann 
die Behandlung des Kranken einzutreten hat, so gibt sich 
dieser aus dem Wesen einer Krankheit von selbst. Geschwülste, 
Knochenbrüche, Entzündungskrankheiten mit heftigem Fieber, 
ansteckende Krankheiten rc. rc. erfordern meist ein plötzliches 
Eingreifen, während bei anderen Krankheiten, wo z. B. auf 
dem Weg der Diät schon Heilung zu hoffen ist, oder wo eine 
günstige Wendung schon im voraus zu erwarten steht, eine 
zuwartende Stellung einzunehmen ist. In gar vielen Fällen, 
namentlich in solchen, wo man' sich in der Erkenntnis der 
Krankheit unsicher fühlt, ist es unbedingt für den Kranken 
besser, abzuwarten, bis bestimmtere Symptome oder Zeichen 
zutage treten, als selben mit Arzeneistoffen zu tractieren. 
Zweckmäßiges Nichtsthun ist unter allen Umständen besser, als 
unzweckmäßiges Zuvielthun. 
Ich betrachte es nicht als Aufgabe, auf die verschiedene
	        
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