Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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werden. Diese Bandwurmglieder gerathen mit dem mensch 
lichen Stuhlgang in die Düngstätte, sammt ihren reifen 
Eiern mit dem Dünger und Jauche in die freie Natur, wo 
dieselben dem Zufall ihrer weiteren Entwicklung preisgegeben 
sind. Diese Eier haben eine ungewöhnliche Hartnäckigkeit, 
können jahrelang in Koth und Dünger, bei Hitze und Frost 
ihre Lebensfähigkeit behaupten, hier verwandeln sich selbe in 
sehr kleine infusorienartige Thierchen, die sich mit großer 
Lebhaftigkeit zusammenziehen und ausstrecken können, und am 
vorderen Ende sechs hornartige aus- und einschiebbare Häckchen 
haben, mittelst deren sich selbe in den Poren und Fasern der 
Pflanzen festhalten; hier warten sie nun ab, bis sie wieder 
von solchen Thieren genossen werden, welche wiederum den 
Menschen als Nahrung dienen, bohren sich durch deren 
Gedärme, da aber dies noch nicht ihr rechter Entwicklungs 
boden ist, in die Muskeln, das heißt in das Fleisch und 
werden hier Finnen oder kommen in die Leber und werden 
dort Leberblasenfinnen, oder vergehen sich in das Gehirn, wo 
sie dann Gehirnblasenfinnen genannt werden. Hier warten 
sie ab, bis das Thier, worin sie sich niedergelassen haben, von 
Menschen verzehrt wird. Gelangt jetzt dieserParasit in die mensch 
lichen Gedärme und haben diese Anlage einen Bandwurm zu 
beherbergen, dann verschwindet die Blase und es entwickeln 
sich an seinem Kopfe Geschlechtsglieder und nach vier bis fünf 
Wochen entsteht wieder ein richtiger Bandwurm wie es der 
Großvater war. Es wachsen seine sprossenden Glieder fort, 
während die älteren sich befruchten und Eier bilden. Die 
Schweine sind es nun hauptsächlich, welche das Geschäft der 
Fortpflanzung besorgen, indem sie in Koth, Mist und Jauche 
ihre Nahrung suchen und dabei die menschliche Bandwurmbrut 
aufnehmen. 
Bei weidenden Thieren, namentlich Schafen und Rindern 
können, wenn selbe die Brut mit Gras verschlucken, jene 
Erscheinungen entstehen, welche man anstatt wie beim Schweine 
Finnen nennt, dort in dem Gehirn Drehwurmblasen heißen; 
sie sind nichts anderes als Bandwürmer, die noch keine 
Geschlechtsglieder, sondern nur eine Blase entwickelt haben. 
Die Ansteckung eines Menschen ist daher nur möglich 
durch Genuß von finnigem Fleisch oder solchen Würsten, wenn 
selbe nicht den nöthigen Siedepunkt durchgemacht haben.
	        
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