Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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vertrocknen aber bald und fallen selbst ab; es ist daher un- 
nöthig und unter Umständen sogar gefährlich, sie gewaltsam 
loszureißen, wie manche zu thun pflegen. 
Von der eigentlichen Geburtshilfe. 
Von der regelrechten Geburt finden aber oftmals Ab 
weichungen statt, welche eine Hilfe nöthig machen. Der Ge 
burtshelfer soll bei der inneren Untersuchung so schonend wie 
möglich zu Werke gehen, daher ist es nothwendig, daß man 
immer dafür sorgt, daß sich Hände und Finger in einem Zu 
stande befinden, daß sie keinen Reiz verursachen können, selbe 
zuvor gut einfettet, sich keine langen Nägel oder Ringe daran 
befinden, womit mau das Thier verletzen könnte. 
Die innere Untersuchung darf man nicht unnöthig vor 
nehmen und gleich das erstemal alles berücksichtigen, keinen 
Gegenstand übersehen und alles so vollständig machen, daß 
keine zweite Untersuchung nothwendig wird. 
Der Geburtshelfer soll auch eine schnelle Uebersicht und 
Beurtheilungskraft, Unerschrockenheit ohne Verwegenheit, ferner 
Liebe, Geduld und Sorgfalt für das Thier haben, ein feines 
Gefühl in den Händen und dazu wo möglich die Eigenschaft 
besitzen, sich mit beiden Händen mit gleicher Sicherheit und 
Leichtigkeit bedienen zu können. 
Die Geburtshilfe wird nothwendig, wenn 
1. das Becken wohl gehörig weit ist, die Geburtskraft 
aber wegen irgend einer Ursache, z. B. wenn wegen Krankheit 
und Schwäche des Mutterthieres oder zu langer Dauer der 
Geburt, die Austreibung des regelmäßig liegenden Jungen 
nicht erfolgt und man das Maul des Jungen doch nicht weit 
hinter dem Ausgange der Mutterscheide fühlt. 
2. Wenn das Becken des gebärenden Thieres regelwidrig 
eng und das Junge zu groß ist, in diesen beiden Fällen soll 
mau über das Genicke einen Strick streichen, die Ohren der 
Jungen hervorziehen, damit sich derselbe gut anlegt, auch die 
Füße mit Stricken versehen, aber immer bei dem Kopfe mehr 
anziehen lassen als bei den Füßen; dieselben dürfen niemals 
länger als gut fingerlang vor dem Munde des Jungen sein, 
nur bei sehr großen Früchten darf man einen Fuß verlängern 
lassen, damit sich das Schulterblatt im Hals einlegen kann,
	        
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