Volltext: Kleiner Katechismus der Thierheilkunde und der Viehzucht in neun Abschnitten

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Kühe schlachten mußte, welche erst 34 bis 36 Wochen trächtig 
waren, welche eine Frucht in sich hatten mit mehr als einen 
Centner Gewicht und noch dazu 2 bis 2 1 / a Eimer Frucht 
wasser. Eine trächtige Kuh soll im Fleisch zunehmen und nicht 
abnehmen, daher schaut fleißig nach, ihr Landwirte und Haus 
frauen, helft mit Kraftfutter nach, bevor es zu spät ist. 
Der Mntterscheidevorfall. 
Ein hauptsächlich bei trächtigen Kühen, selten bei nicht 
trächtigen Rindern vorkommendes Leiden, welches darin be 
steht, daß die Scheide oder ein Theil derselben oder auch ein 
Theil des Tragsackes sich umstülpt und zwischen den Scham 
lippen hervortritt. Meistens beobachtet man den Vorfall während 
des Liegens infolge des Druckes der Baucheingeweide oder der 
Leibesfrucht nach hinten. 
Ursache: Erschlaffung der Geburtswege und der Bänder 
des Tragsackes, schwere Geburten, abschüssige Liegerstätten rc. 
auch Anerbung von der Mutter. Voraussage: Der Scheide 
vorfall ist im ganzen günstig zu beurtheilen, insofern er nach 
der Geburt von selbst verschwindet. Nur in denjenigen Fällen, 
wo der Vorfall sich öfters wiederholt, kommt es gerne zur 
Entzündung der Schleimhaut, welche dann zu weheartigem 
Drängen führen kann. 
Waschungen mit Alaunwasser oder Eichenrindenabkochung 
hat bei diesem Uebel schon öfter beim Beginn geholfen, hinten 
ein erhobenes Bett, aber auch nur sanft gezogen gegen den 
Bauch hin, sind Grundbedingnisse zu diesem Leiden. Oesters 
sich wiederholende Vorfälle sucht man durch Zusammenheften 
der Schamlippen in der Form eines Kreuzhaftes X zurück? 
zuhalten. Strickgitter oder Bandage verwerfe ich gänzlich, da 
mir dadurch schon sehr üble Folgen vorgekommen sind; mein 
Vater und ich haben selbe nie gebraucht, denn macht man 
diesen Verband zu locker, so kommt der Scheidevorfall da 
neben wieder heraus, macht man denselben aber zu fest, so 
stellt sich ein größeres Drängen ein, weil das Thier auch 
noch von diesem Zwang erlöst wäre, was zur Folge hat, daß 
an der Reibfläche der Stränge oft tiefe Hautwunden entstehen, 
welche sehr schwer heilen. Ich nenne daher dieses Verfahren 
eine Thierquälerei.
	        
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