Volltext: Versuch einer landwirthschaftlich-topographisch-statistischen Beschreibung der Filiale Braunau im Innkreise

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Die Ernte war im letzten Jahre schlecht, da sich auch in der ganzen 
Filiale schon durch zwei Jahre die Kartoffelkrankheit in einem hohen Grade 
zeigte, doch war im letzten Jahre das Faulen derselben nicht mehr so stark, 
wie früher. In diesem Jahre wurde viel Samen angebaut, die Pflanzen, 
wie auch die übrigen Kartoffeln, zeigen sich sehr gut. Ein Vierling, von 
welchen drei einen österreichischen Metzen machen, war im Herbste im Preise 
von 24 bis 30 kr. R. W. In diesem Frühjahre kosten Samenkartoffeln schon 
48 kr. bis 1 fl. R. W. In der Pfarrei Ueberackern werden die meisten und 
die besten gezogen. 
8. Rüben. 
Der Anbau der Rüben wird auch in der Filiale immer mehr betrie¬ 
ben, da man deren Vortheil einsieht, indem sie den Boden weniger erschö¬ 
pfen und viel Product geben; vorzüglich aber eignen sie sich, um den 
Boden in dem Jahre einer dreijährigen Brache einzunehmen, oder um 
von der dreijährigen Wechselwirthschaft zu einer von längerer Dauer 
überzugehen. 
Nach einem Rübenanbau ist die Ernte des Getreides, theils der Win¬ 
ter-, vorzüglich aber der Sommerfrucht, in den meisten Böden reichlicher, 
weil der Boden besser gedüngt, reiner und lockerer ist. 
Die Rübe (vrassica napus) wird hier in mehren Varietäten ange¬ 
baut; die beliebteste ist, ihres süßen Geschmackes wegen, die halbrothe 
mehr breite, mit einer kleinen Wurzel (Turnips). 
Sie wird gleich nach der Weizen- oder Kornernte gebaut, die Stop¬ 
peln werden umgeackert, einmal geeggt, worauf dann der Same sehr dünn 
gebaut und eingeeggt wird. Gedüngt werden sie nie, und gedeihen, wenn 
günstige Witterung ist, und sie von Erdflöhen befreit bleiben, sehr gut. 
Die Ernte ist erst im Spätherbste, wenn die äußeren Blätter gelb 
zu werden aufangen, man nimmt sie dann bei trockenem Wetter heraus, 
giebt sie in gute trockene Keller, wo sie sich bis zum Frühjahre, ohne pel¬ 
zig zu werden, sehr gut halten. 
Die schönsten werden dann ausgesucht, im Keller aufbewahrt, und 
im Frühjahre in die frische Erde gesetzt, um Samen zu bekommen, wel¬ 
cher bis Ende Juni reifwird. Im letzten Jahre war der Ertrag mittelmäßig. 
T. Kraut. 
Das Kraut wird hier beinahe immer aus demselben Acker gebaut. 
Um sich Samen zu gewinnen, werden im vorhergehenden Herbste die 
schönsten Köpfe sammt dem Stengel ausgezogen, in Einsetzen oder Kellern 
ausbewahrt, im Frühjahre zeitlich ausgesetzt, und der Same, der ge¬ 
wöhnlich Anfangs August reif wird, mit den Stengeln abgeschnitten, auf 
Tüchern an einem luftigen Orte getrocknet und aufbewahrt. 
Der Same wird im Frühjahre zeitlich, wenn keine Kälte mehr zu 
fürchten ist, auf zuvor gebrannte (?) Beete gebaut. Der Boden wird im 
Spätherbste ein Mal, im Frühjahre wieder ein Mal, und tief geackert, 
dann gedüngt, und vor dem Setzen noch ein Mal geackert. 
Die Setzlinge werden meistens um die Hälfte Juni versetzt. Sind 
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