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fält behandelt. Sehr zeitig im Frühjahre, da bekanntlich der Hopfen
eines der ersten treibenden Gewächse ist, wird die Erde von den Stö¬
cken abgezogen und dieselben beschnitten; gewöhnlich läßt man die vier-
stärksten Triebe stehen und entfernt mit guten Messern alle übrigen Wur¬
zeltriebe, worauf die Erde wieder angezogen und die 3 bis 4 Klafter
langen Stangen geschlagen werden. Haben die Reben eine Höhe von
2 Schuh erreicht, so bindet man zwei der stärkeren mit Strohbändern
leicht an die Stange, und die zwei übrigen Reben bleiben vor der Hand
in Reserve für den Fall, daß bei dem Anbinden oder sonstigen Arbei¬
ten im Hopfengarten eine oder die andere der angebundenen Schaden
leiden sollte, die dann mit einer Reserve-Rebe ersetzt wird. Mit dem
zeitweiligen Anbinden wird bis zu einer Höhe von zwei Klaftern fort¬
gefahren, und sodann ihrem Wachsthume überlassen. Sollten die an¬
gebundenen Reben eine Höhe von 4 bis 5 Schuh, ohne Schaden er¬
litten zu haben, erreichen, werden die Reserve-Reben weggeschnitten, so
wie alle Nachtriebe der Wurzel beseitigt. Ein Verfahren, was sich bei
der sehr geringen Fertigkeit der Arbeiter schon sehr oft als nutzenbrin¬
gend erwiesen hat. Je nach der Witterung und den sich zeigenden Un¬
kräuter wird der Hopfengarten behauen und gejätet, was im Verlause
des Sommers drei-, auch viermal, bei trockenem Wetter vorgenommen
wird. Alle zwei oder drei Jahre wird der Hopfen bei dem ersten Be¬
hauen mit gut abgefaultem Miste gedüngt, wobei die Erde von den
Stöcken abgezogen, der Dünger eingelegt und wieder gedeckt wird. Bei
größter Sorgfalt und jeder möglichen Vorsicht geht die Arbeit im Ho¬
pfengarten selten ohne Schaden an den Reben vorüber. Im Verlaufe
des Sommers treiben die beiden angebundenen Reben Seitentriebe, die
bis zur Manneshöhe ausgebrochen und dem Rindviehe gereicht werden.
Sollten sich, wie in jeder Hopfenanlage der Fall eintritt, ausgeartete
Stöcke einfinden, die bei immerwährendem Ranken und Laubtriebe we¬
nige oder gar keine Blüthen ansetzen, so werden sie angemerkt, im Früh¬
jahre ausgehauen und mit bessern Setzlingen ersetzt.' Reinhalten des
Grundes, vorsichtiges Beschneiden der Wurzeltriebe, fleißiges Anbinden
der Ranken, sorgfältiges Ausbrechen der Seitentriebe und des Geizes,
werden als Hauptbedingungen des guten Gedeihens einer Hopfenanlage
betrachtet. Bei der Ernte, die so viel, wie möglich, bei schöner Wit¬
terung vorgenommen wird, sucht man den Hopfen eher zu früh, als
zu spät, einzubringen, und immer nur diejenigen Ranken abzuschneiden,
die anderen in Hinsicht der Reife voraus sind. Die Ranken werden
ihrer ganzen Länge nach eingefahren, die Blumenzapsen abgepflückt und
auf trockene Böden gebreitet, und so lange fortgefahren, bis der Ho¬
pfengarten geräumt ist, der nach Abnahme der «Stangen bis zu dem
nächsten Frühjahre seinem Schicksale überlassen bleibt. Nach oftmaligem
Wenden der Blumenzapfen aus den Trockenböden, was bei feuchter
Witterung um so sorgfältiger geschieht, wird der Hopfen nach erlangter
Trockenheit in leinene Säcke fest gepackt und vom Besitzer zum eigenen