Volltext: Die Sanitätsverhältnisse der Landeshauptstadt Linz und der eventuelle Einfluss einer Wasserleitung auf dieselben

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grosse Hoffnungen geknüpft, und die Krwarlung ausgesprochen, dass mit der in Folge 
der Canalisation allmälig fortschreitenden Reinigung und Entwässerung des Bodens auch 
das (jrundwasser, somit auch das Wasser der in demselben angelegten Pumpbrunnen, 
sich bessern werde. 
Über diese Voraussetzung sind die Stimmen noch sehr getheilt. Während von 
vielen Seiten eine solche Besserung, wenigstens vom theoretischen Standpunkte, nicht 
angezweifeit wird, erheben sich von anderer Seite gründliche Bedenken gegen die 
Annahme, dass ein Boden, der seit Jahrzehnten, ja vielleicht schon seit Jahrhunderten 
mit organischen Zersetzungsproducten aller Art imprägnirt ist, sich überhaupt noch 
von selbst reinigen werde. Viele und gewichtige Stimmen, z. B. Dr. Flügge in seinen 
Beiträgen zur Hygiene, sprechen es geradezu aus, dass eine nur einigermassen voll¬ 
kommene* Reinigung des Bodens durch Canalisation oder Abfuhrsystem, namentlich 
in Städten mit dichtem Untergründe, als eine einfache Unmöglichkeit erscheint. 
Aber wenn nun auch diese Unmöglichkeit in Abrede gestellt wird, so muss 
doch zugegeben worden, dass ein solcher Vorgang eine lange, lange Zeit in An¬ 
spruch nehmen werde. 
Sehr treffend sagt Dr. Grauster in seinen Aufsätzen über die Organisation des 
Sanitätsdienstes in Wien (Medicinische Presse 1881): „Zeit ist nicht bloss Geld, Zeit ist 
in dieser Sache auch Erhaltung vieler Menschenleben, Schutz derselben vor Krankheit 
und Siechthum; dadurch ist sie aber wieder Geld, denn Krankheit, Siechthum und Tod 
kosten nicht bloss Geld, sondern vermindern auch den zeitlichen und dauernden Erwerb 
durch Leistungsunfähigheit der Betroffenen und sind somit ein wirthschaftlicher Schaden 
für die Einzelnen und für die Gesammtheit.” 
Die Erwartung, dass dm Canalisation eine Besserung der Gesundheitsverhältnisse 
der Stadt Linz bewirken werde, kann nur unter folgenden Bedingungen in Erfüllung 
gehen, wenn 
1. dem Boden in Zukunft keine neuen verunreinigenden .Stoffe anvertraut werden; 
2. die Wandungen der Canäle dem Einsickern von Flüssigkeiten wirklich und fort¬ 
während Widerstand leisten; 
3. wenn die in den Canälen angesammelten Stoffe baldmöglichst aus dem Bereiche 
der Stadt beseitigt werden. 
Die erste dieser beiden Bedingungen kann erfüllt und nöthigenfalls mit Strenge 
durchgeführt werden. 
Die zweite dürfte nur bis zu einem gewissen Grade zu erreichen sein, denn man 
hat aller Orten die Erfahrung gemacht, dass selbst der beste Cement, wenn er der 
ätzenden Wirkung der Abfallstoffe fort und fort ausgesetzt wird, einen absoluten Schutz 
gegen Durchsickerung nicht gewährt, und sonach eine Verunreinigung des Grundwassers 
in den Pumpbrunnen, wenn auch in bedeutend geringerem Masse, noch immer inner¬ 
halb der Grenzen der Möglichkeit liegt. 
Die dritte Bedingung, nämlich rasche Beseitigung der Abfallstoffe, kann nur auf 
dem Wege einer ausreichenden Durchschwemmung erreicht werden. 
Als leitendes Princip für eine gute Canalisation wird von fachlicher Seite immer 
und überall die ununterbrochene Bewegung des Canalinhaltes aufgestellt. Jedes Aufbewahren 
und Ablagern fäulnisfähiger Stoffe ist zu verhindern; das Canalwasser soll nie und 
nirgend Stillstehen. „Eines der wichtigsten Erfordernisse für eine gute Canalisation,” 
sagt Nowak in seinem neuestens erschienenen Lehrbuche der Hygiene, „ist die genügende 
Versorgung einer Stadt mit grossen Wassermengen behufs Spülung der Aborte und 
Durchspülung der Canäle nach einer bestimmten Ordnung. Die Vortheile eines guten, 
mit Schwemm vorricht ungen versehenen Canalsystemes sind folgende: 
1. Es entfernt allen städtischen Unrath schnell, bequem und reinlich; 
2. es erfordert keine Mitwirkung der Bewohner, und macht die polizeiliche Aufsicht 
über den Verbleib des Unrathes überflüssig; 
3. es trägt wesentlich zur Trockenlegung des Bodens, sowie zur allgemeinen Rein¬ 
lichkeit bei. 
Alle Canäle, die diese Aufgabe, nämlich die möglichst rasche Beseitigung der 
Abfallstoffe noch vor Beginn der faulichten Zersetzung derselben, nicht erfüllen, sind
	        
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