Volltext: Die Sanitätsverhältnisse der Landeshauptstadt Linz und der eventuelle Einfluss einer Wasserleitung auf dieselben

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zurückkommen, ob sich ein nachtheiliger Einfluss des Trinkwassers in Lins auf die Gesundheit 
der Bewohner dieser Stadt irgendwie nach weisen lasse. 
Um für diese allerdings gleichfalls indireete Beweisführung Anhaltspunkte zu 
gewinnen» wurden aus dem bereits oben erwähnten Häuserverzeichnisse jene Häuser 
zusammengestellt, in welchen in dem Zeiträume von 20 Jahren (1855 bis 1874) eine 
relativ grosse Anzahl Todesfällen an Infectionskrankheiten vorgekommen, beziehungs¬ 
weise aus welchen eine grössere Anzahl infectiös erkrankter Bewohner in die öffent¬ 
lichen Krankenanstalten der Stadt überbracht worden ist. 
Diese Häuser wurden in 4 Kathegorien getheilt, nämlich: 
Mortalität 
Morbidität 
1. von 
10—19 Procent 
von 
25 — 49 Procent 
20—29 n 
r> 
50—74 n 
3* r> 
30—39 * 
V 
75 — 99 „ 
4* „ 
40 und darüber 
V 
100 und darüber 
Nach diesen Kategorien wurden die betreffenden Häuser in einem Plane der 
Stadt Tanz mit verschiedenen Tönen einer Farbe (roth) eingetragen, und zugleich mit 
verschiedenen Tönen einer zweiten Farbe (blau) die Brunnen nach ihrem Gehalte an 
gutem, mittelmässigem und schlechtem Trinkwasser. 
Aus dieser graphischen Darstellung ist nun zu entnehmen, dass die beziehungs¬ 
weisen Kategorien sich zwar nicht überall vollständig decken, dass jedoch in vielen 
Häusern eine Congruenz derselben constatirt werden kann. 
Es muss hiebei ausdrücklich bemerkt werden, dass in der Neustadt, welche 
augenscheinlich fast durchgehends Brunnen mit schlechtem Trinkwasser zeigt, weiter 
hinaufreichende Erfahrungen über Mortalität und Morbidität, wegen des kurzen Be¬ 
standes der einzelnen Häuser, bisher nicht gemacht werden konnten. 
Überhaupt ist diese Darstellung vorläufig nur als ein Versuch anzusehen, welcher 
künftigen einschlägigen Forschungen zur Basis dienen kann. 
5. Beseitigung der UnrathsstofTe. 
Wie bereits erwähnt, wurde im Jahre 1867 der städtische Ingenieur Rudolf Linner 
von Gräz nach Linz berufen, um hier das Fass-Abortsystem nach dem Muster von Graz 
einzuführen. 
Es ist dem Referenten nicht bekannt, welche Gründe dafür massgebend waren 
dass dieses Unternehmen wieder fidlen gelassen wurde; jedenfalls kann aber die Gemeinde¬ 
vorstehung zu einem derartigen Beschlüsse nur beglückwünscht werden. 
Das Grazer Abfuhrsystem wurde von Professor Dr. V. Schauenstein in einem bei 
der Versammlung der Arzte und Naturforscher im Jahre 1875 daselbst gehaltenen 
Vortrage, welchem auch Referent beiwohnte, einer vernichtenden Kritik unterzogen. 
Professor v, Schauenstein constatirte, dass 700 Häuser von Graz (also 12%) noch 
die alten Senkgruben besitzen, dass zur Ableitung der Schmutzwasser Canäle und 
Versitzgruben mit undichten Wandungen, unzweckmässigem Querschnitte, unpassender 
Führung, bestehen; dass die Reinlichkeit sehr viel zu wünschen übrig lässt, die Über¬ 
wachung derselben höchst schwierig ist, dass die Einführung des reinlichsten aller 
Aborte, nämlich des Wassercloset, bei diesem Systeme eine Unmöglichkeit ist; dass 
die Verwerthung der Abfuhrstoffe für landwirtschaftliche Zwecke weit hinter den 
ursprünglichen Erwartungen zurückgeblieben ist, indem ein Grosstheil desselben wieder 
dem Murflusse überantwortet werde; dass endlich die Mortalitäts-Statistik der Stadt 
Graz, welche nach einem 35jährigen Durchschnitte (1840—1874) eine Sterblichkeit von 
33*8 pro mille ausweist, in keiner Beziehung als besonders empfehlend für die dortigen 
sanitären Einrichtungen angesehen werden kann. 
Nachdem nun die Gemeindevorstehung Linz diese Klippe glücklich umschifft 
hatte, wurde im Jahre 1872 die Einführung einer allgemeinen Canalisation beschlossen, 
welche nunmehr ihrer Vollendung nahe ist, und wobei vor Allem die Bestimmung 
festgehalten wurde, dass die Canäle mit wasserdichten Wandungen zu versehen seien. 
Man hat an die Vollendung dieser Canalisation seitens der'Gegner einer Wasserleitung 
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