Volltext: Die Sanitätsverhältnisse der Landeshauptstadt Linz und der eventuelle Einfluss einer Wasserleitung auf dieselben

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An Blattern . . 1388 
„ Masern , , , 38 
%% Scharlach , . * . * . 30 
„ Cholera ...... ...... 104 
„ Typhus , . - . . 1152 
„ Dysenterie 74 
„ Scorbut 471 
Zusammen . . . 3256 Mann 
an Infeetionskrankheiten, ungerechnet die höchst wahrscheinlich zum grössten Theil 
auf die Garnison Linz entfallenden zahlreichen Erkrankungen an Gastro-Intestinal- 
katarrh und Wechselfieber. Schlägt man die Garnison in Linz in runder Summe auf 
3000 Mann an, so entfällt während der oben erwähnten zwei Decennien auf jeden einzel¬ 
nen Mann eine Erkrankung an einem der zuletzt angeführten pathologischen Processe. 
Diese Zahlen lassen mit Fug und Recht zurückschliessen auf den hohen Grad 
von Morbidität, welchem die Gesammtbevölkerung der Stadt Linz in Bezug auf 
Infeetionskrankheiten ausgeketzt ist. 
Wie schon in dem Abschnitte über die Mortalität erwähnt, haben in den Jahren 
1855 bis 1874 zwei grosse Epidemien in Linz geherrscht, nämlich die Choleraepidemie 
des Jahres 1855 und die Blatternepidemie der Jahre 1873 und 1874, während der Typhus 
mehr als stationäre Krankheit in Form localer Herde aufgetreten ist, 
Über die Choleraepidemie des Jahres 1855 liegt ein sehr instruetiver Bericht des 
damaligen Stadtarztes Br. Adam Haller vor, aus welchem nachstehende Daten hier 
angeführt werden: 
Bereits im August 1854 wurde die Cholera anlässlich der Weltausstellung aus 
München eingeschleppt; es kamen vom 15. August bis 15. October 84 Erkrankungen 
vor, darunter 42 mit tödtlichem Ausgange. Den Winter über, und während des 
Frühjahres 1855 war ein vollkommener Stillstand eingetreten; doch wurden zahlreiche 
Fälle von Darmkatarrh beobachtet, als am 25. Juni plötzlich mehrere Cholera-Erkran¬ 
kungen gleichzeitig auftraten. 
Von da an steigerte sich die Epidemie räumlich und intensiv, bis sie vom 21. bis 
28. August ihren Culminationspunkt mit 226 Erkrankungs- und 105 Todesfällen erreichte 
(am 27. August allein kamen 47 Erkrankungen vor) und mit Ende September nach 
und nach erlosch. 
Es kamen in 352 Häusern mit 28.510 Einwohnern 913 Erkrankungen mit 438 Todes¬ 
fällen vor. 
Die Seuche brach im Hause Nr. 451 im Spitzfeld (neu: Bethlehemstrasse Nr. 42) 
aus (vom 25. Juni bis 7. Juli 8 Erkrankungen durchaus an alten und gebrechlichen 
Individuen, davon 5 mit tödtlichem Ausgange), von wo aus die weitere Verbreitung 
erfolgte. Die vorzugsweise ergriffenen Stadttheile waren der Reihe nach: Harrach« 
strasse, iiaumbachstrasse, Kaisergasse, IJ irschgasse, ] .asingergasse, Mariahilfgasse, 
Klammstrasse, Fabriksstrasse, Ludlgasse, Adlergasse. 
Die Art und Weise des Auftretens, sowie der Weiterverbreitung erinnert an 
prägnante Stellen in Eduard Süss: „Der Boden der Stadt Wien, 1862 p. 306”, worin 
er den Verlauf der Cholera in Wien beschreibt: 
„Das Herannahen der Seuche kündigt sich in der Stadt im Allgemeinen an, 
indem einzelne Personen von schwächerer Körperbeschaffenheit oder besonders gün¬ 
stiger Disposition (Kinder, alte Personen, wegen anderen Krankheiten in Spitäler 
gebrachte Patienten) ihr erliegen. Es ist also gleichsam, als ruhe die Infection bereits 
unter der ganzen Bevölkerung, und als erwarte sie nur die günstigen Umstände, um 
weiter zu greifen/ Ferners: „Die Cholera zeichnet gerade jene Stellen aus, an denen 
wir einen höheren Grad von Durchfeuchtung des Bodens und in demselben in der 
Zersetzung begriffene organische Substanzen vermuthen dürfen/ 
Die Entstehungsursache, höchst wahrscheinlich Einschleppung, konnte für die 
in Rede stehende Epidemie nicht nachgewiesen werden. 
Der Einschleppungsmodus könnte übrigens, wie Professor Geigel in seiner Kritik 
über die Berichte der Choleracommission für das deutsche Reich sehr richtig bemerkt, 
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