Volltext: England, der Feind [16]

meinsame Kolonialpolitik, sondern auch für das allgemeine politische 
Verhältnis zwischen den beiden Ländern. England wollte sogar 
versprechen, daß es an einem Angriffskriege gegen Deutschland 
nicht teilnehmen werde und anderes mehr. Die Bedingung aber 
hierfür war, daß Deutschland aufhören sollte, die Macht seiner 
Flotte in Konsequenz der Verhältnisse und nach eigenem Ermessen 
auszugestalten. Man wünschte in Großbritannien, daß das jähr¬ 
liche deutsche Flottenbauprogramm nicht über zwei große Panzer¬ 
schiffe hinausgehe, außerdem überhaupt keine Erweiterung des 
deutschen Flottenprogramms in Zukunft eintrete. Von der deutschen 
Seite ist ein Reutralitätsvertrag mit England gefordert worden, 
also daß Großbritannien sich verpflichte, in einem Kriege Deutsch¬ 
lands mit dritten Mächten neutral zu bleiben. Darauf ließ die 
britische Regierung sich nicht ein, wie die britische Regierung 
noch nach Ausbruch des Krieges verlautbart hat. Die deutsche 
Flottenvorlage des Jahres 1912 wurde gleichwohl eingebracht, 
freilich erheblich verstümmelt. 
Damit war der eigentliche Zweck jener Äaldaneschen Mission 
als gescheitert anzusehen. Es war den britischen Staatsmännern 
nicht gelungen, durch dieses letzte aller ihrer vorher angewandten 
zahlreichen Mittel die Entwicklung der deutschen Kriegsflotte in 
die Land zu bekommen und ihre Zukunftsentwicklung zu lähmen. 
Das allein war aber der Zweck jener ganzen freundschaftlichen 
Aktion gewesen. Dieser gleiche Zweck verbarg sich auch während 
der folgenden Jahre unter den deutsch-englischen Kolonial- und 
Orientverhandlungen, unter den fortgesetzten Versicherungen der 
Freundschaft und des Vertrauens. Wozu bedurfte denn, so hieß 
es, das Deutsche Reich einer starken Flotte einer „Luxusflotte", 
wie Mr. Churchill geschmackvoll sagte — wo es mit Großbritannien 
in Freundschaft und fortschreitender Verständigung lebte. Die 
vielbesprochenen albernen und ungehörigen Vorschläge Churchills mit 
dem „Flottenfeierjahr" und anderen Methoden, um den Flottenbau 
einzuschränken, hatten natürlich alle nur denselben Zweck. Zu den 
früheren Motiven war im Laufe der Jahre freilich noch eins 
hinzugekommen: die wachsende Kostspieligkeit der neuen Riesen- 
kriegsschiffe machte es für die englische Regierung höchst unbequem, 
wenn Deutschland, wie es später der Fall gewesen sein würde, 
jährlich drei große Schiffe auf Stapel gelegt hätte. Die britische 
Admiralität war nämlich der Auffassung, daß sie immer das 
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