Volltext: England, der Feind [16]

König Eduard von England wollte den Krieg nicht und hat 
zeitweise wohl manches getan, um keinen Krieg werden zu lassen. 
Ob das ein Glück oder Anglück war, kann dahingestellt bleiben. 
In den Jahren 1905 und 1906 wäre ein Festlandkrieg wahr¬ 
scheinlich in sehr kurzer Zeit völlig zugunsten Deutschlands ent¬ 
schieden gewesen, denn Frankreich war nicht bereit und schwach, 
Rußland aktionsunfähig und Großbritannien nicht imstande, auch 
nur nennenswerte Streitkräfte auf das Festland herüberzuwerfen. 
Die deutsche Flotte hätte man allerdings preisgeben müssen, und 
eine englische Blockade der deutschen Küsten wäre sicher gewesen. 
Ob diese Nachteile aber den ungeheuren Vorteil eines schnellen 
siegreichen Festlandkrieges ausgewogen hätten, könnte man mit 
Fug bezweifeln. Einige Jahre später, anläßlich der sogenannten 
bosnischen Krisis, standen die Dinge ähnlich. Rußland war auch 
damals nicht aktionsfähig, Frankreich auch damals nicht bereit. 
Deutschland vertrat die berechtigten Ansprüche Osterreich-Angarns, 
und die Tripleentente wich zurück, weil sie sich den Anforderungen 
des Krieges nicht gewachsen fühlte. Im übrigen war in den 
Jahren 1905 an die Politik des Deutschen Reiches eine solche 
der Nachgiebigkeit oder des Hinhaltens in allen Fragen, welche 
sich nicht von vornherein als Fragen des Lebens und der Ehre 
darstellten. Das galt auch nach der bosnischen Krisis in der 
letzten Marokkospannung, welche durch die Namen „Panther" 
und „Agadir" gekennzeichnet wurden. 
Die britische antideutsche Koalitionspolitik wollte also an 
sich nun als Ziel den Krieg nicht. Was sie wollte, war die 
Einschüchterung, und in weiterer Folge Niederhaltung Deutsch¬ 
lands. Das Deutsche Reich und Volk und seine Leiter sollten 
bei jedem Versuche wirtschaftspolitischer Expansion, oder der 
Absicht eines kolonialen Anternehmens sofort spüren, daß es sich 
um eine Frage von Krieg oder Frieden handle, und sich dann 
die Frage stellen, ob man dafür den europäischen Krieg auf sich 
nehmen wollte. Das haben wir im Laufe des letzten Jahrzehntes 
ein über das andere Mal erfahren, mochte es sich um marok¬ 
kanische Fragen handeln oder um orientalische, um den Wunsch 
nach eigenen deutschen Kohlenstationen für Schiffe, sei es hier 
oder dort, immer trat die Tripleentente geschloffen auf, immer 
hieß es, ganz Europa müsse sich den deutschen Weltherrschafts¬ 
plänen geschloffen widersetzen. Die Seele dieser anti- 
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